Professor am Flügel

Welche Mittel hat Musik? Wie kann sie sich über Grenzen bewegen? Wo endet ihre Ausdrucksfähigkeit? Diesen und anderen Fragen hat sich der Musikwissenschaftler und Pianist Siegfried Mauser in einem Gesprächskonzert im Kurfürstlichen Palais in Trier gewidmet.

Trier. (tab) Ein feines Bildungsbürger-Bonbon präsentierte die Volkshochschule Trier mit dem versierten Musikwissenschaftler Siegfried Mauser am Flügel, der rund 50 Zuschauern im Kurfürstlichen Palais die Klaviermusik von 1880 bis 1920 näherbrachte. Den Ausgangspunkt legte Mauser bei Franzt Liszts theoretischen Überlegungen, die Musik über ihre eigentlichen Grenzen hinaus in andere Künste wie Malerei und Literatur zu erweitern. Die daraus entstandene Programmmusik war für das Ende der Romantik und den Beginn von Im- und Expressionismus in Deutschland bedeutend.

Mit einem Vergleich der "Träumereien" von Robert Schumann, Max Reger und Richard Strauß gelang es Mauser, auf das damalige Modethema "Traum" (auch durch Schopenhauers Werk "Traumdeutung" hervorgerufen) aus verschiedenen Perspektiven zu schauen. Neben Schumanns aktivem Drang zum Idealzustand Traum trat Regers gefährlich klingende, hinabreißende Traumsequenz, die von Strauß' aufhorchendem, plötzlich hereinbrechendem Traumstrudel beendet wurde.

Die zweite Grenzüberschreitung in der Musik machte Mauser in der "imitatio naturalis" aus: der Abbildung von Natur. Zur Illustration spielte er Strauß' "An einsamer Quelle" und "Heidebild". In diesem Klavierstück zerstört Strauß fast mutwillig den romantischen Mythos der paradiesischen Natur mit seiner expressiv-dramatischen Komposition und läutet damit die Moderne ein.

Suche nach neuen Dimensionen des Ausdrucks



Alexander Zemlinskys Gedichte ohne Worte öffnen die Musik zur Literatur. Franz Liszts Naturstücke zeigen die Entgrenzung der Musik der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Wenn das Klavier schmerzhaft tickend und trampelnd bis zur Explosion klingt, dann hat das nichts mehr mit Wohlformiertheit und Systematik zu tun, sondern es ist die Suche nach neuen Klang- und Ausdrucksdimensionen.

Dass sich Franzosen in dieser Zeit mit der deutschen Romantik rieben, bewies Mauser mit Eric Satie, der das dramatisierende Element der Programmmusik aufnahm und satirisch-ironisch brach. Mit Debussys Symbolmusik und einer wundervoll gespielten "Pagode" endete der Vortrag.

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