Projekt: Oper und Jugend zusammenbringen

Jugend und Oper - das klingt nach zwei weit auseinanderliegenden Welten. Ein Pilotprojekt hat sich vorgenommen, sie näher zusammenzubringen. Schülerinnen des Angela-Merici-Gymnasiums waren die ersten Nutznießer.

Trier. "Rock, Hip-Hop, House - jedenfalls keine Klassik." Das ist die Antwort, die einige Mädchen des Trierer Angela-Merici-Gymnasiums auf die Frage geben, welche Musik sie zu Hause hören. Etwa 160 Siebt- und Achtklässlerinnen sitzen im Großen Saal der Tufa, um mehr über das Phänomen Musiktheater zu erfahren. Fünf Ensemblemitglieder, die derzeit mit einer Inszenierung der Offenbach-Operette "Ba-ta-clan" auf Tour sind (siehe Extra), waren für sie dorthin gekommen.

Wenig Interesse für Napoleon



12- bis 14-jährige Mädchen fürs Musiktheater gewinnen, gar begeistern - geht das überhaupt? Liegen die Welten nicht viel zu weit auseinander? "Sie interessieren sich weniger für Napoleon als für Adidas-Schuhe", sagt auch Jonathan Kaell, musikalischer Leiter und Dirigent von Opera mobile. Die neue Musiktheater-Kompanie der Großregion bringt Offenbachs komischen Einakter auf die Bühne. Umso wichtiger sei es, dass sich auch junge Menschen in Inszenierungen - egal ob gesungen oder gespielt - wiederfänden, meint Kaell.

Die Formen des Musiktheaters gezielt an ein breites und variiertes Publikum innnerhalb der Großregion zu vermitteln ist ein Ziel von Opera mobile. Dieses Ansinnen passt zu dem der Kulturmanagerin Michaele Link, die das Projekt "Oper in der Schule bringt Kinder in die Oper" ins Leben gerufen hat. "Die klassische Musik ist Ausdruck unserer Kultur, die einzige universelle Sprache der Menschheit, die weltweit verstanden wird. Wir sollten uns bemühen, dass dies auch so bleibt, auch in der jungen Generation", sagt sie. Die Trierer Schülerinnen zählen zu den ersten Nutznießern des Projekts. Die Gagen der Künstler übernimmt die Agentur "Art Link" von Michaele Link. Erste Sponsoren hat sie bereits gewinnen können, für die Fortführung ist sie auf weitere angewiesen.

Hautnahes Erlebnis



Die Idee des Projekts: Künstler in die Klassen bringen und das potenzielle Nachwuchs-Publikum die Opernwelt hautnah erleben lassen. Die Akteure erhalten die Chance, ihre Leidenschaft und Freude direkt zu vermitteln. Die "Ba-ta-clan"-Mitglieder bringen diesen Enthusiasmus mit: Egal, ob sie von ihrem Weg zur Musik erzählen, singen oder von der Entstehung der Inszenierung berichten - gelacht wird immer. Erst recht, als sie mit den Mädchen eine lautmalerisch amüsante Passage einstudieren. Man müsse "Instinkte wecken, um sich auf etwas Neues einzulassen", sagt Kaell. Diese Instinkte habe jeder.

Sich um neues, junges Publikum zu kümmern, hält der Musiker für überlebenswichtig für das (Musik-)Theater. "Dem Theater stirbt das Publikum weg", warnt er. Einen Teil der Schuld gibt er auch den Machern selbst: Das Theater müsse sich mehr bewegen, die Inszenierungen müssten aktueller werden. Wenn eine Inszenierung lustig sei, werde sie oft direkt abgelehnt. Die Begegnung in der Tufa sei eine Einstimmung, sie wecke Lust auf die Aufführung morgen: 70 Schülerinnen haben sich Karten besorgt. "Die singen schon gut", sagt eine Schülerin anerkennend. Eine andere fügt hinzu: "Es ist interessant zu erfahren, wie so ein Stück funktioniert." "Ich weiß nicht, wie erfolgreich wir sind", meint Kaell. "Aber ich bin sicher, dass es mehr Jugendliche gibt, die Lust auf Theater haben, als man derzeit im Publikum sieht."

EXTRA

BA-TA-CLAN



Morgen ist "Ba-ta-clan", die turbulente Musikkomödie um Dichtung und Wahrheit, ab 20 Uhr in der Tufa zu sehen. Es geht um den Herrscher eines alten Zwergkaiserreichs in einer Randprovinz von China, der in Wirklichkeit ein getarnter Franzose ist, was er hinter einem chinesisch-ähnlichen Kauderwelsch versteckt. Am Ende stellt sich heraus, dass nicht nur er, sondern auch seine engsten Mitarbeiter allesamt "gefälscht" sind. Karten für die Aufführung in Trier gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich. Weitere Termine: 6., 7. und 8. Juni, Théâtre National du Luxembourg; 10. Juni, Sarreguemines (Lothringen). red www.studio-operamobile.eu

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