Punkrock-Ikonen sind noch lange nicht am Ende

Schweiß, Energie und mächtig gute Laune: Auf ihrer Jubiläumstour zum 30. Bandgeburtstag haben die kalifornischen Punkrocker von Bad Religion der Rockhal in Esch-Alzette einen Besuch abgestattet.

Esch-Alzette. Es ist heiß in der Halle, der Schweiß tropft von der Stirn. Doch im Club der Rockhal kümmert das niemanden. Rund 850 Augenpaare sind nach vorne auf das überlebensgroße, durchgestrichene Kreuz gerichtet - das "Crossbuster", Symbolbild einer ganzen Generation. Als die Band schließlich auf die Bühne kommt, fackelt sie nicht lange. "Jetzt geben wir euch unser Bestes!", kündigt Sänger Greg Graffin im Jubel der Menge vollmundig an. Schon legen die fünf Jungs - pardon, Männer - los: energisch, packend, treibend, die Halle im Nu beherrschend.

30 Jahre alt wird Bad Religion in diesem Jahr. 30 Jahre treibender Punkrock, melodischer Gesang und gesellschaftskritische Texte - das muss ordentlich gefeiert werden. Und die Band zelebriert sich selbst auf die denkbar beste Art: Sie hat schlichtweg einen Mordsspaß. Graffin wirbelt über die Bühne, Gitarrist Gurewitz macht es ihm nach, der Rest der Truppe spielt gelassen, freut sich aber wie ein Kind bei jeder kleinen, technischen Feinheit.

Keine große Show, kein übertriebener Perfektionismus; Bad Religion ziehen einfach ihr Ding durch. Die ersten Verschleißerscheinungen - einige graue Haare, Ansätze von Wohlstandsbäuchen hier und da - fallen bei so viel Energie gar nicht weiter auf.

Sänger Graffin spricht oft mit dem Publikum, witzelt, macht Stimmung. Als er ein Schild zweier Fans mit dem Songtitel "Come Join Us" entdeckt, ist er ganz aus dem Häuschen: Er schnappt es sich, hält es jedem einzelnen Bandmitglied unter die Nase - und die Band stimmt spontan zu genau diesem Lied ein.

30 Jahre Bandgeschichte spiegeln sich auch im Publikum wider: 15-jährige Teenager rocken genauso heftig wie gestandene Männer und Frauen, bei denen höchsten das Band-T-Shirt so jung ist. Macht nichts - in diesem Moment sind alle gleich, manche tanzen zur Musik, andere wippen entzückt mit, und fast alle singen bei Songs wie "American Jesus" jede einzelne Zeile mit.

Nach knapp 90 Minuten und obligatorischen Rausschmeißer-Hits wie "21st Century (Digital Boy)" ist der Spuk vorbei, Publikum und Band sind erschöpft und zufrieden. 30 Jahre? Ein Klacks. Diese Band ist noch lange nicht fertig.

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