Puppenspieler verzaubert Luxemburg

Esch-sur-Alzette · Wenn es zwischenzeitlich auch Kommunikationsprobleme gegeben hat, haben spätestens beim Refrain von "Geboren um zu leben" alle Anwesenden der Luxemburger Rockhal eine Sprache gesprochen. 3500 Zuschauer feierten die Band Unheilig bei ihrem vorletzten Konzert der "Alles hat seine Zeit"-Tournee.

Esch-sur-Alzette. Fast nur die 31 Altarkerzen, nebeneinander in das Bühnenbild arrangiert, sorgen für Helligkeit in der Rockhal, in der sich dreieinhalbtausend Zuschauer drängen. Die Band spielt auf mit kernigen Gitarrensounds und Synthesizer-Klängen und schürt Spannung beim Publikum.
Endich sprintet der Graf aus der Dunkelheit auf die Bühne; dunkel auch der Anzug. Handküsse an die Fans. Nach dem Startschuss mit dem Song "Auf ewig" folgt die erste tiefe Verbeugung des höflichen Bandgründers vor seinem Publikum. Alle Altersschichten und Farben sind vertreten. Das war zu Beginn der Bandkarriere noch anders, als das Schwarz der Gothic-Szene dominierte.
Wie ein Puppenspieler lenkt der zum Pop konvertierte und selbsternannte Adelige seine Schar durch gemeinsames Klatschen und "Oho"-Chöre. Gestikulierend wie ein dämonischer Dirigent präsentiert er mit volltönend sonorer Stimme Songs wie "Feuerengel" und "Lichter der Stadt". Besonders das "Dankeschön"-"Bitteschön"-Antwortspiel, sonst aus dem Fußballstadion bekannt, gefällt ihm während des Konzerts immer wieder.
Je präsenter und agiler der Graf über die Bühne stürmt, desto dezenter und zurückhaltender spielt die Band im Hintergrund, angeführt von Schlagzeuger Martin Potthoff, der das Tempo vorgibt. Der romantisch-epische Sound findet sein Gegenstück in einer beeindruckend ausgefeilten Lichtshow.
Beim Song "Leise sein", stilistisch eine Würdigung Rammsteins, wollen trotz mehrfachen Bittens zunächst nicht alle leise sein. Der Graf spricht von "Kommunikationsproblemen". Das Publikum nimmt\'s mit Humor und lacht wohlwollend.
In den Refrain von "Geboren um zu leben" stimmen dann alle 3500 Zuhörer unisono ein. Einen Ausblick auf das neue Album "Gipfelstürmer" schenkt Unheilig anschließend mit der Zugabe "Goldrausch" - ein Song, der für Gänsehaut sorgt.
Der letzten Zugabe folgt die formvollendete Verbeugung. Und als die Band schon lange die Bühne verlassen hat, startet der Graf Laolawellen und bedankt sich zum Abschied persönlich: "Dankeschön" - "Bitteschön".

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