Pur, gefühlvoll, ausdrucksstark

Mit einer Quintessenz ihres musikalischen Schaffens von über zwei Jahrzehnten begeisterte Anne Haigis in der Tufa Trier. In der intimen Atmosphäre des brechend voll besetzten kleinen Saals geriet ihr Unplugged-Konzert in Begleitung des Bluesgitarristen Jans Filser zu einem intensiv emotionalen Erlebnis.

 Anna Haigis sorgte in Trier für Gänsehaut. TV-Foto: Anke Emmerling

Anna Haigis sorgte in Trier für Gänsehaut. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Eine Reise durch die Stationen ihrer musikalischen Entwicklung kündigt Anne Haigis ihrem Trierer Publikum beim Konzert in der Tufa an. Seit den achtziger Jahren hat die Sängerin 15 Alben mit deutsch- und englischsprachigen Songs veröffentlicht und mit bekannten Musikern wie Wolfgang Dauner, Tony Carey, Eric Burdon, Nils Lofgren oder Melissa Ethrigde zusammengearbeitet.

Aus dem 20 Jahre alten Album "Indigo" spielt sie eins der ersten Lieder des Abends, "Sternenkind". Das sorgt für Gänsehaut. Verursacht von der einzigartigen Melange einer heiser-rauchigen Stimme, Texten, bei denen es um existenzielle Gefühle geht, und der Musik zweier Akustikgitarren. Mit der Reife ihrer Jahre hat Anne Haigis zur Quintessenz ihres Ausdrucks gefunden, pur, wesentlich, ohne jeden überflüssigen Schnickschnack. Zusammen mit ihrem Bühnenpartner, dem begnadeten Bluesgitarristen Jens Filser, führt sie ihr Publikum zu intensiven Stimmungserlebnissen. Emotionaler Höhepunkt unter den ernsten Balladen ist "Nacht aus Glas", geschrieben von Trude Herr kurz vor ihrem Tod. Leise stimmt Haigis die Schilderung einsamer nächtlicher Todesangst an, um sie schließlich zum Ausdruck eines verzweifelten Schreis zu steigern.

"Schluss mit der Schwermut", leitet sie dann zu Bluessongs über. Da werde zwar auch gelitten, aber in Englisch. Vom Leiden merkt man allerdings bei "No man's land", "Thing called love" oder "Cant let go" kaum etwas. Vielmehr entfaltet die Frau mit dem Wuschelkopf in den manchmal nach Country klingenden Titeln Temperament. Ihr Gesang, der zuweilen an den von Janis Joplin erinnert, furiose Gitarrenduette und virtuose Bottleneck- oder Fingerpicking-Einlagen von Jens Filser werden begeistert aufgenommen. Kein Wunder, das am Ende der Wunsch nach Zugaben sehr laut wird. Anne Haigis erfüllt ihn unter anderem mit "What, if god was one of us?" so glänzend, dass das Gänsehautgefühl noch den Heimweg begleitet.

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