Quer durch den Blues-Kosmos

Maring/Trier · Die 32/20 Blues Band um den Gitarristen Heiko Wilhelmus aus Maring-Noviand hat dieser Tage ihr fünftes Album veröffentlicht. Erschienen ist "Crossbrain" beim Trierer Label Portabile. Morgen Abend wird die vinylfarbene CD mit einem Livekonzert im Brunnenhof an der Porta vorgestellt.

Maring/Trier. Nanu. Eine Blues-CD, die mit Vogelgezwitscher beginnt? Und mit gezupften Folk-Klängen? Läuft da ein Singer-Songwriter unter falscher Flagge? Und das auch noch bei einem Label, das normalerweise auf Jazz spezialisiert ist?
Keine Angst: Der Grundstoff von "Crossbrain" ist solider, erdiger Blues. Aber die Band aus dem Mosel-Eifel-Raum mit dem sperrigen Namen breitet in zarten 37 Minuten und 18 Sekunden einen ganzen musikalischen Kosmos aus, quer durch verschiedene Stilarten, vielfältig, originell.
Das kann, wie beim Opener "Ignored", psychedelisch angehauchter, elektronisch verzerrter Blues sein, aber auch mal eine traditionelle Ballade. "Stay" oder "Without her" klingen so nach Easy Living wie die frühen Dire Straits, "Wallstreet" ist Gitarrenrock mit Anklängen an Wishbone Ash. Es gibt Publikums-Anmacher wie "Join the Band" und Schweißtreiber wie "Call you trouble".
Gelegentlich klingt auch Rory Gallagher um die Ecke, der "Hausgott" der 32/20 Blues Band. Aber nie hat man das Gefühl, hier werde einfach etwas nachgespielt. Wilhelmus & Co. machen ihren eigenen Stiefel.
Seit 2001 ist das spieltechnisch virtuose Quartett (Thomas Neukirch, Gesang und Gitarre; Heiko Wilhelmus, Gitarre; Ingo Neukirch, Bass; Benjamin Krämer, Bass) gemeinsam unterwegs, vier Alben sind am Wegrand entstanden. Für "Crossbrain", die Nummer fünf, hat man sich mit Thomas Bracht (Hammond-Orgel) und Thomas Desch (Saxofon) zwei der besten Instrumentalisten aus der Region als Verstärkung geholt.
Das hat sich gelohnt, der Sound ist so satt wie transparent, die Produktion hochprofessionell. Das ist man von Portabile-CDs nicht anders gewöhnt, ebenso wie das exzellente Artwork bei der Covergestaltung (siehe Foto). Das Label des Trierer Jazz-Clubs scheint zunehmend auf Entdeckungsreisen in neue Gefilde zu gehen - eine gute Idee.
Aber so toll CDs sein mögen: Blues ist und bleibt eine Livekunst. Und so darf man gespannt sein auf das Release-Konzert, zu dem die 32/20 Blues Band (das aussprache-unfreundliche Zahlenspiel in Namen ist an ein Waffenkaliber angelehnt) für Samstag, 24. Mai, eingeladen hat. Beginn ist um 19.30 Uhr im Brunnenhof in Trier.

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