Räume voller Poesie und Erzählfreude

Trier · Das neue Jahr fängt gut an im Palais Walderdorff in Trier. Dort zeigt Carine Kraus ihre bewegten Erinnerungsräume.

 Carine Kraus vor einem ihrer Gemälde. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Carine Kraus vor einem ihrer Gemälde. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier. Das Jahr beginnt die Gesellschaft für Bildende Kunst traditionell mit einem Heimspiel. Mit Carine Kraus widmet sie nicht nur einem langjährigen Mitglied die verdiente Einzelausstellung. Die weltläufige Luxemburgerin ist auch seit jeher eine notorische Grenzgängerin, die zwischen dem Großherzogtum und Trier den gegenseitigen Austausch seit langem pflegt und belebt. So wie damals, als sie die Trierer Künstlerin Maria Steinmann zur Jahresausstellung der angesehenen Luxemburger Künstlervereinigung CAL einlud.

Typisch: Rückenansichten


Wer das Schaffen der international ausstellenden Künstlerin verfolgt, deren Arbeiten zu den beachtetsten Positionen der Luxemburger Kunstszene gehören und in zahlreichen Sammlungen vertreten sind, wird eine lange, durchaus widersprüchliche Entwicklung erkennen, die in die reizvollen gegenständlichen Gemälde der vergangenen Jahre mündete. Der Prozess des Suchens scheint zur Ruhe gekommen. Eine Ruhe, die dennoch vom malerischen Ringen und der künstlerischen Überformung und Verarbeitung von Eindrücken und Erfahrungen bewegt ist.
"Was in mir ist, veräußere ich in meine Bilder", sagt Carine Kraus. "Bewegte Räume" heißt ihre Ausstellung im Palais Walderdorff. Und damit ist nicht allein die Dynamik ihrer Bilder gemeint. Bewegt wird auch der Seelen- und Erinnerungsraum der Künstlerin mit Reiseeindrücken, der Erinnerung an die Begegnung mit Freunden und die Teilnahme an Festen.
Carine Kraus' Gemälde sind Bilder von großem poetischen Reiz, weich und sanft. Man mag das als eine typisch weibliche Sicht verstehen. Typisch für die Künstlerin sind die Rückenansichten. Ist doch der Rücken nach Ansicht der Malerin ebenso beredt wie die menschliche Vorderseite. Nicht nur das: Die dem Betrachter abgewandten Figuren eröffnen den Blick in eine unbekannte Weite, in vermutete Räume, die Fragen aufwerfen und die Fantasie beflügeln. Die ungewisse Wahrnehmung verstärken die leicht verschwommene Darstellung und das sanfte Grau. Eben so, wie menschliche Erinnerung und Wahrnehmung ist. Carine Kraus' Gemälde halten den Betrachter im Zwischenraum von Gewissheit und Vermutung, von Traum und Wirklichkeit. Es ist ein komfortabler, ausgesprochen feinsinniger Raum voller Poesie und Erzählfreude. Ein Raum, in dem die verlorene Zeit dämmert und selbst ihre stärksten Erschütterungen und dramatischsten Bewegungen von beschwichtigenden gebrochenen Farben abgefangen und mit einem leichten Schleier verhüllt werden. er
Bis 3. Februar, geöffnet Dienstag, Donnerstag und Freitag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr. Weitere Informationen unter <%LINK auto="true" href="http://www.gb-kunst.de" text="www.gb-kunst.de" class="more"%>

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