Ratsherr Dietrich Flade: Das Opfer einer unheiligen Allianz

Trier · Sie gehört zu den dunkelsten Kapiteln der Trierer Stadtgeschichte: Die Hinrichtung des Schultheißen Dietrich Flade im Jahr 1586. Rita Voltmer (Text) und Joachim Reidenbach (Musik) haben darüber ein szenisches Oratorium geschrieben. An diesem Sonntag kommt das Werk in einer Neufassung wieder aufs Podium.

Trier. Er war eine bedeutende Persönlichkeit in Trier, einflussreich, gebildet, mächtig. Aber trotz aller Kompetenz geriet der Stadt-Schultheiß Dietrich Flade ins Räderwerk einer Hexenverfolgung, in dem sich angebliches Expertenwissen und schlichte Hysterie trüb vermischten. Rita Voltmer (Text) und Joachim Reidenbach (Musik) haben die tragische Geschichte des Ratsherren und Richters in zwölf Szenen zusammengefasst. "Der Richter muss brennen" wurde am 18. September 2005 uraufgeführt - auf den Tag genau 419 Jahre nach der Hinrichtung. Die Autoren haben darin nicht nur porträtiert und dabei geschildert, wie Flade zum Opfer einer unheiligen Allianz aus Missgunst und Verfolgungswahn wurde, sondern auch versucht, das Geschehen historisch und theologisch zu überhöhen. Der Choral "O Heiland, reiß die Himmel auf" zu Beginn ist jedenfalls ein deutlicher Hinweis auf den "Hexenanwalt" Friedrich Spee.
Gekürzte Neufassung


Am kommenden Sonntag, 16. September, 18 Uhr, erklingt das Werk in der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin in einer Neufassung. Der Text wurde gestrafft, die Aufführungsdauer deutlich auf etwa zwei Stunden reduziert. Regisseurin Judith Kriebel hat für die halbszenische Produktion Handlungselemente, die ursprünglich gesprochen wurden, auf Darstellung und Tanz übertragen. Geblieben ist mit nur leichten Veränderungen Joachim Reidenbachs farbenreiche und anschauliche Musik. "Für eine Theatermusik prädestiniert", schrieb der TV zur Uraufführung. Und geblieben ist auch die Intention der Autoren - mit Worten, Tanz und Musik darzustellen, was sich damals ereignete. In Verfolgung und Justizmord an Flade spiegelt sich das Urbild aller kollektiven Nachstellungen. mö
Die Trierer Historikerin Rita Voltmer berichtet ab 16.30 Uhr über den geschichtlichen Hintergrund der Komposition von Joachim Reidenbach.
Der SWR sendet am Samstag, 22. September, um 18.15 Uhr im Kulturmagazin "Landesart" einen Beitrag über das Konzert im Rahmen des Mosel Musikfestivals.
Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

Extra

In einer thematischen Weiterführung von "Der Richter muss brennen" stellt der Spee-Chor am Samstag, 29. September, 20 Uhr, in der Trierer Jesuitenkirche Friedrich Spee in den Mittelpunkt eines Konzerts. Texte des berüchtigten "Hexenhammers" aus Spees Hexen-Verteidigungsschrift "Cautio criminalis" werden mit Gedichten und Liedern des "Hexenanwalts" verbunden. Die Ausführenden sind Peter Singer (Sprecher), Gernot Süßmuth (Violine) sowie der Spee-Chor unter Leitung von Sebastian Glas. mö

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