Rau, rauchig und aus tiefster Seele: Flamencokönigin Concha Buika zieht 1100 Besucher in der Luxemburger Philharmonie in ihren Bann

Luxemburg · Sie liebt ihre Monster, und sie feiert die Traurigkeit, brüllt sie in den großen Saal der Luxemburger Philharmonie hinaus. 1100 Besucher jubeln Flamenco-Star Concha Buika zu, weil sie von deren Emotionen schlichtweg mitgerissen werden.

 Überzeugend, emotional und vielseitig: Flamenco-Star Buika überzeugt in der Luxemburger Philharmonie. Foto: Alfonso Salgueiro

Überzeugend, emotional und vielseitig: Flamenco-Star Buika überzeugt in der Luxemburger Philharmonie. Foto: Alfonso Salgueiro

Luxemburg. Ihre Stimme ist die einer waschechten Flamencosängerin - rau, rauchig, vor Kraft strotzend. Sie sieht aus wie eine farbige Vollblut-Jazzsängerin. Und sie tanzt mit den weichen Bewegungen einer Afrikanerin. Concha Buika lässt sich ungern in Schubladen stecken. Deshalb ist ihr Flamencogesang auch nicht genretypisch.

Buika reißt die Mauern um den heiligen Flamenco ein, lässt andere Stile wie Jazz und Funk einfließen. Sie spielt mit Songs, genauso wie mit den Texten und Melodien. Da bekommt der spanische Hit "Santa Lucia" aus den 1970ern eben mal funkige Sounds. Zu bekannten Titeln dichtet sie neue Texte. Buika lässt sich nicht nur von einer Akustikgitarre, sondern auch von einem Bass und Percussions begleiten.

Das scheint nicht bei allen Zuschauern gut anzukommen. Als das erste Paar den Saal verlässt, denkt man noch an plötzliches Unwohlsein. Als bestimmt zehn Zuschauer es den beiden nachtun, schauen einige der 1100 Konzertgäste auf. Doch die Ablenkung dauert nur wenige Sekunden. Denn Buika zeigt eine Bühnenpräsenz, der man sich nicht entziehen kann und es auch gar nicht will. "Ich bin ein wildes Kind. Aber ich bin echt, denn ich öffne euch mein Herz", haucht die 42-jährige Mallorquinerin ins Mikrofon. Dahinter steht sie, barfuß in ihrem bodenlangen roten Glitzerkleid, mit offenem langen Haar. Wie eine Mondsüchtige schwingt sie ihren Körper langsam hin und her, lässt sich vollkommen fallen in ihre Musik. Bei "Santa Lucia" schreit sie ihre Emotionen hinaus in den Saal.Erfolgreiches Multitalent


"Mit diesem Song feiere ich die Traurigkeit. Das klingt seltsam, aber wir alle kennen das Gefühl", erklärt sie munter. Die Monster haben es ihr angetan. "Ich habe Monster in mir, und ich liebe sie." Damit meint sie die Gefühle, die einfach zum Leben dazugehören, wie Hass, Liebe, Sehnsucht, Traurigkeit.

Sympathisch: Während andere Künstler ihre Musiker erst am Ende vorstellen, tut Buika das direkt zu Beginn des Konzerts - und zum Schluss gleich noch einmal.
Beeindruckend: Ihre außergewöhnliche Stimme, deren Klangfarbe vom tiefsten Bass bis in kraftvolle Höhen reicht. Nicht umsonst wird Buika mit Tina Turner, Nina Simone oder Cesarea Evora verglichen. In Las Vegas trat Buika übrigens fünf Jahre lang als Tina-Turner-Double auf.

Die 42-Jährige ist erfolgreich. Mit "La noche más larga" hat sie ihr siebtes Album herausgebracht. Für Regisseur Pedro Almodóvar steuerte sie einige Songs zum Film "Die Haut, in der ich wohne" bei und stand sogar selbst vor der Kamera. Buika hat mit Künstlern wie Seal, Nelly Furtado und Anoushka Shankar zusammengearbeitet. Mit ihrem Bruder hat sie einen Film nach eigenem Drehbuch gemacht: "From Loneliness To Hell". Dazu hat die vielfältig talentierte Künstlerin ein zweites Buch mit Fotografien und Gedichten veröffentlicht.

"Wollt ihr einen friedlichen Abschied oder eine Revolution?", fragt sie die Fans nach anderthalb Stunden purer Leidenschaft. Friedlich sei langweilig, meint sie. Deshalb geht sie mit dem Song "Jodida pero Contenta". Das Publikum lacht und feiert Buika mit stürmischem Applaus. MRA

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