Reformator Luther im Kleinformat

800 farbige "Luther-Zwerge" haben im Spätsommer für Aufsehen auf dem Wittenberger Marktplatz gesorgt. Der Trierer Galerist Christoph Maisenbacher hat die Installation des Künstlers Ottmar Hörl mitorganisiert. Eine der Figuren ist ab heute in der Geschäftsstelle des Diakonischen Werkes zu sehen.

Trier/Wittenberg. Vier farbige Martin-Luther-Figuren stehen im Galerie-Zimmer von Christoph Maisenbacher. Die einen Meter großen Abbildungen des Reformators erinnern den Trie rer Galeristen tagtäglich an die aufsehenerregende Aktion auf dem Wittenberger Marktplatz: Vom 14. August bis zum 12. September haben 800 dieser Luther-Zwerge des Künstlers Ottmar Hörl auf dem Wittenberger Marktplatz gestanden. Aufgestellt in Reih' und Glied sollten die blauen, grünen, roten und schwarzen Figuren Passanten auf den bekannten Reformator aufmerksam machen. Die Plastiken sind dem im 19. Jahrhundert von Gottfried Schadow errichteten Lutherdenkmal nachempfunden, das derzeit restauriert wird und normalerweise auf dem Wittenberger Marktplatz steht. "Es war eine freie Installation, für die man keine Gebrauchsanweisung brauchte", sagt Maisenbacher. Der Trierer Galerist hat das Kunst-Projekt gemeinsam mit Künstler Ottmar Hörl organisiert.

Weltweit hat die Installation an dem Ort, wo der Reformator 1517 seine Thesen an die Schlosskirche genagelt hat, für Schlagzeilen gesorgt. "Wir haben die gesamte Palette an Emotionen erlebt", erzählt Maisenbacher. Das Projekt erntete nicht nur Lob, sondern auch Kritik: So bezeichnete Friedrich Schorlemmer, ehemaliger Direktor der Evangelischen Akademie Wittenberg, die Aktion als "theologisches und ästhetisches Schindluder", das mit dem Theologen betrieben werde. Mehr noch ärgerte ihn der Verkauf der Plastikfiguren im Anschluss an die Aktion, den er als "geschmacklosen Ablasshandel" bezeichnete.

Für diesen Verkauf der Kunstobjekte ist Christoph Maisenbacher zuständig. "Wir müssen dieses Projekt einfach refinanzieren", erklärt der 49-Jährige. Mangels Sponsoren hatte Künstler Ottmar Hörl das 250 000 Euro teure Projekt aus eigener Tasche finanziert. Die meisten der Figuren hat Maisenbacher bereits für 250 Euro in Wittenberg verkauft und weltweit an Privatleute, Unternehmen und religiöse Institutionen verschickt. Nur noch 30 Exemplare der Figuren sind übrig geblieben. Die wird Maisenbacher nun von Trier aus verkaufen. Zusammen mit nachproduzierten Figuren.

Eine Luther-Miniatur hat Christoph Maisenbacher bereits in seine Wahlheimat Trier vermittelt: Ab heute wird die rote Plastik in der Geschäftsstelle des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirchenkreise Trier und Simmern-Trarbach (Theobaldstraße 10 in Trier) zu sehen sein. "Das ist die erste Figur, die nach der Wittenberger Aktion in einem öffentlichen Raum gezeigt wird", sagt Maisenbacher. Dass dieser Standort ausgerechnet in Trier ist, macht den Galeristen stolz. Sein Traum wäre es, eine Installation des Künstlers Ottmar Hörl nach Trier zu bringen. "In unseren Köpfen zirkuliert einiges - schließlich ist Trier ein wichtiges Zentrum, in dem auch Karl Marx zu Hause war." Doch noch sind Karl-Marx-Miniaturen in der Trierer Innenstadt reine Zukunftsmusik.

EXTRA

Ottmar Hörl (geboren 1950, Foto: dpa) ist für seine Skulpturen zu Themen des alltäglichen Lebens bekannt. Im Jahr 2000 hat er 10 000 Berliner Bären in der Straße "Unter den Linden" aufgestellt. 2003 bevölkerten 7000 Dürer-Hasen den Nürnberger Hauptmarkt. Ottmar Hörl ist seit 2005 Präsident der Bildenden Künste in Nürnberg. (as)

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