Reformer, Rebellen, Revolutionäre

LUXEMBURG/TRIER. Nach anfänglicher Flaute und öffentlicher Schelte kommt die Region in Sachen Kulturhauptstadt Luxemburg immer mehr in die Gänge. Die Einreichungsfrist für Projekte wurde unterdessen bis Ende Januar verlängert.

Als die Initiative Region Trier (IRT) und die ADD als Beauftragte der Landesregierung vor wenigen Tagen die Projektmacher zwischen Gerolstein, Bitburg, Saarburg und Trier zu einer "Ideenschmiede" einluden, musste man kurzfristig in einen größeren Raum wechseln: Fast 30 Vorschläge für regionale Initiativen zum großen Kulturjahr wollten präsentiert und passende Kooperationsmöglichkeiten erkundet werden. Die ins Auge gefassten Kunstrichtungen sind dabei so unterschiedlich wie der Planungsstand der Macher. Von künstlerischen Präsentationen zur Westwall-Architektur über diverse Musik- und Theaterproduktionen bis hin zu Bildhauerforen und Ausstellungen zieht sich ein breites Spektrum. Darunter finden sich ausgesprochen originelle Ideen wie eine monumentale "Große Menschenausstellung", bei der die Ausstellungsobjekte, wie der Name schon sagt, "Alltagsmenschen" sein sollen. Ebenfalls ungewöhnlich: Das interaktive Kunstzelt "artecelli", das vor allem jüngeres Publikum ansprechen will. Auf diese Zielgruppe orientiert sich auch der p.arte-container, ein beweglicher Kunst- und Kommunikationsraum, der an Schulen gastieren soll. Manche der Vorschläge sind schon bis ins Detail ausgefeilt, bei anderen gestehen die Organisatoren ein, dass sie bislang eigentlich nur wissen, dass sie "irgendwas" machen wollen, dessen Ergebnis sie aber noch nicht so genau kennen. Einigkeit herrscht in einem Punkt: Überall fehlen bis dato die finanziellen Mittel, um die ambitionierten Pläne umzusetzen. Viele wären mit einem überschaubaren Zuschuss durchaus zufrieden, andere gehen schon mal locker von einem siebenstelligen Aufwand aus. Am chancenreichsten dürfte sein, wer sich zumindest halbwegs an der inhaltlichen Vorgabe orientiert, die das Land Rheinland-Pfalz bei der Verteilung der Themen übernommen hat: "Große Persönlichkeiten der Region" sollen im Mittelpunkt stehen. Kein Wunder, dass Nikolaus Cusanus einige der Vorschläge inspiriert hat. So will ihm beispielsweise das Trierer Theater eine eigene Auftragsoper widmen. Auf der Bertrada-Burg in Mürlenbach widmet man sich Karl dem Großen in Form eines mehrsprachigen Theaterstücks. Kooperationsmöglichkeiten bietet auch der Rheinland-Pfälzische Kultursommer, den man weitsichtig für 2007 unter das passende Motto "Reformer, Rebellen, Revolutionäre" gestellt hat. Vor der Revolution muss aber die Finanzierung sicher gestellt sein. Bei der ADD wird sich Projektleiter Gerhard Herzog auf die Suche nach Fördertöpfen machen, "sozusagen als Dienstleistung", wie die Landesbehörde betont. Auch die IRT will weiter "initiieren, Menschen zusammenbringen und vermitteln", versichert Geschäftsführer Walter Born. In Luxemburg nimmt man das wachsende Engagement mit Freude zur Kenntnis. Chef-Koordinator Robert Garcia hat die Einreichungsfrist für Projekte bis Ende Januar verlängert. Allerdings hat er auch den Ehrgeiz, bis zur Internationalen Tourismus-Börse im März ein erstes Programm vorzulegen. Dort dürfte die Region zumindest mit der großen Konstantin-Ausstellung in vorderster Linie vertreten sein.

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