Leseförderung Wenn der Rucksack zur Bücherei wird

SCHWEICH · Wie bringt man Kinder nach den Einschränkungen der Pandemie wieder zum Lesen? Dazu hatte der Verein zur Leseförderung einen Wettbewerb ausgeschrieben. Sieger wurde die Kita St. Martin Schweich mit einem Projekt, das die Eltern mit ins Boot nimmt.

 Die Erzieherinnen Pia Winkelmann und Sandra Scholz sowie Kita-Kinder präsentieren die Rucksäcke, mit denen die Kita St. Martin aus Schweich den Wettbewerb des Vereins zur Leseförderung gewann.

Die Erzieherinnen Pia Winkelmann und Sandra Scholz sowie Kita-Kinder präsentieren die Rucksäcke, mit denen die Kita St. Martin aus Schweich den Wettbewerb des Vereins zur Leseförderung gewann.

Foto: TV/KV Wittlich

Immer wenn eine der Erzieherinnen mit dem bunten Trolley kommt, wissen die Kinder in der Kita St. Martin Schweich, dass es wieder spannend wird. Denn dann werden Lose gezogen – und aus jeder Gruppe wird ein Kind zum Gewinner. Immer wieder freitags findet diese Verlosung in Schweich statt – und das Gewinnerkind darf sich dann aus dem Trolley ein Buch aussuchen, das es übers Wochenende mit nach Hause nehmen darf. Bücher wie „Schüttel den Apfelbaum“, „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“, „Da kommt der Wolf“ oder „Die schlaue kleine Hexe“ stehen zur Auswahl, insgesamt verfügt die Kita über 14 Kinderbücher, die dann zum Vorlesen mitgenommen werden dürfen. Das Besondere: Für jede Gruppe – Frösche, Marienkäfer, Schmetterlinge, Bären und Mäusenest – wurde ein Rucksack genäht, in den das Buch gepackt wird. Und so entstand auch der Name des Projekt: Rucksack-Bücherei.

Seit einem Jahr gibt es diese Form der Leseförderung in der Kita St. Martin. „Eine Kollegin hat bei einer Fortbildung von dieser Idee erfahren, dann haben wir dieses Projekt gestartet“, sagt Erzieherin Pia Winkelmann, die sich federführend um die Rucksackbücherei kümmert. Bei den rund 90 Kita-Kindern und deren Eltern kommt die Idee mit dem Rucksack seither gut an. „Die Kinder finden es toll, die Eltern ziehen mit und werden so als Vorleser mit ins Boot genommen. Es gab auch schon viele Vorschläge der Eltern, welche weiteren Bücher für die Aktion angeschafft werden könnten. Und auch während Corona konnten wir die Aktion umsetzen, da kamen die Eltern die Bücher abholen“, sagt Erzieherin Sandra Stolz. Und damit die ausgeliehenen Bücher auch montags wieder zurückkommen, wird ein „Vertrag“ geschlossen.

Mit ihrer Rucksackbücherei hat sich die Kita St. Martin für einen Wettbewerb des regional tätigen Vereins zur Leseförderung beworben. Der suchte besondere Leseförder-Projekte, die während und nach Corona bei Kindern die Lust am Lesen wecken. Ursprünglich war ein Gesamt-Preisgeld von 2500 Euro ausgeschrieben worden, dieses wurde dann aber auf 3000 Euro aufgestockt, damit alle sechs eingereichten Projekte unterstützt werden konnten. Und die Kita Schweich wurde von der Vereins-Jury als Sieger gekürt.

„Die Rucksackbücherei ist eine kreative und sympathische Idee der Leseförderung. Eltern werden einbezogen, die Familien werden motiviert zuhause lesen. Und die Rucksäcke sind ein toller Träger dieser Leseförderung“, gibt Horst Schreiber, der Vorsitzende des Vereins zur Leseförderung, die Entscheidung der Jury wieder. Aber auch die übrigen eingereichten Projekte hatten den Verein überzeugt, deswegen wurden auch diese fünf Initiativen mit Preisgelder von 250 beziehungsweise 500 Euro bedacht. „Die Projekte der Kurfürst-Balduin-Realschule und des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums sind sehr langfristig und nachhaltig angelegt, die Rosenbergschule hat einen besonderen Weg gefunden, um Menschen mit Beeinträchtigungen ans Lesen heranzuführen, und die Universität Trier und der Friedrich-Bödeker-Kreis haben Leseförderung aus einer ganz anderen Perspektive angegangen“, heißt es von der Jury.

 14 Bücher befinden sich aktuell im Trolley der Rucksackbücherei.

14 Bücher befinden sich aktuell im Trolley der Rucksackbücherei.

Foto: TV/Schule

In Schweich war man total überrascht, dass das Projekt den Wettbewerb gewonnen hatte. Und wie soll das Preisgeld von 1000 Euro eingesetzt werden? Da haben Kita-Leiterin Sandra Berweiler und ihr Team ganz genaue Vorstellungen: In der Kita wird eine Vielzahl von Kindern mit unterschiedlichen Nationalitäten und verschiedenen Sprachen – darunter viele Flüchtlingskinder – betreut. Daher sollen mit einem Teil des Preisgelds mehrsprachige Bücher angeschafft werden, damit diese Kinder zuhause spielerisch deutsch lernen können. „Das trägt zur Chancengleichheit bei. Die Sprache ist ein Garant für erfolgreiches Lernen, für Verständigung und zum gegenseitigen Kennenlernen“, sagt Erzieherin Sandra Scholz. Künftig soll die Rucksackbücherei in das Sprachförderprogramm integriert werden, um so die Sprach- und Lesekompetenz der ausländischen Kinder zu verbessern.

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