Interview Regisseur Uwe Boll: „Schlechtester Regisseur der Welt“ oder Genie?

Vancouver · Aus Deutschland stammender Filmemacher spricht im TV-Interview über seine Autobiographie, die Filmindustrie und die verhassten Kritiker.

 Uwe Boll kämpft auch mit Boxer-Handschuhen.

Uwe Boll kämpft auch mit Boxer-Handschuhen.

Foto: Foto: Privat

Er hat den Negativ-Filmpreis „Goldene Himbeere“ für das „schlechteste bisherige Lebenswerk“ erhalten, seine Kritiker zum Boxen herausgefordert und sich selbst als „das einzige Genie im Filmgeschäft“ bezeichnet. Nun hat Regisseur Uwe Boll eine Autobiographie veröffentlicht.

Ihre Biographie heißt „Ihr könnt mich mal“. Warum ist dieser Satz so wichtig für Ihr Leben?

Uwe Boll: Den Titel habe ich nicht ausgewählt, das war mein Verleger. Aber er ist eine gute Zusammenfassung - etwas polemisch, aber damit kann ich leben! Mir wurden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Da ist so eine Reaktion angebracht.

Sie gelten als einer, der gerne um sich schlägt, sei es in wütenden Tiraden auf Youtube oder auch mal ganz wörtlich in Boxkämpfen gegen Kritiker. Wollten Sie sich ein „Bad Boy“-Image aufbauen?

Boll: Etwa zu der Zeit, als ich angefangen habe, Videospiele zu verfilmen (2002 bis 2008), ging eine aggressive Pressewelle gegen mich los. Da wollte ich mich verteidigen. Ich komme schlecht mit Stress zurecht, wenn ich ihn nicht wegarbeiten kann. Ich kämpfe gerne.

Die Wut und der Zynismus ziehen sich als roter Faden durch Ihre Biographie.

Boll: Ich habe immer gegen Widerstand angekämpft, alleine gearbeitet und mir viel selbst beigebracht. Das spiegelt sich auch ein wenig in meinen Filmen wider. Ich habe ja viel über Amokläufer und Alleingänger gemacht. In „Assault on Wall Street“ geht es um die Finanzkrise. Wie kann es sein, dass die keine Konsequenzen hatte? Man wird beschissen, bis der Arzt kommt! Ich vermisse, dass Leute zur Rechenschaft gezogen werden. In meinen Filmen sieht das anders aus.

Letztes Jahr haben Sie sich entschieden, mit den Filmen aufzuhören. Wie kam es dazu?

Boll: Ich habe in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen aufgehört. Die Projekte sind nicht mehr zu finanzieren, da der DVD-Markt so gut wie komplett weggebrochen ist. Heute läuft alles über Streaming-Dienste. Ich habe meine Filme an Netflix verkauft, da habe ich zum Beispiel für „Rampage 3“ 75.000 Euro bekommen. Das klingt nach viel, aber reicht nicht, um einen Film zu drehen. Es ist ein Trauerspiel, ganz besonders für Independent-Filmer ohne riesige Hollywood-Budgets.

Man hat Ihnen den Titel „schlechtester Regisseur der Welt“ gegeben. Fühlen Sie sich von Kritikern vorverurteilt?

Boll: Ja. Ich bekam irgendwann keine faire Chance mehr eingeräumt; Filme wurden verrissen, bloß weil mein Name draufstand. „Schwerter des Königs“ ist zu einer Zeit erschienen, als viele Fantasy-Filme gedreht wurden. Er ist besser als zum Beispiel „Der goldene Kompass“, kam aber wegen meines Image schlechter bei der Kritik weg.

Was macht einen guten Film aus?

Boll: Am wichtigsten: Er unterhält! Und das geht auch bei komplexen Filmen. Egal welche Geschichte man erzählt, man sollte sie so erzählen, dass der Zuschauer nicht einschläft. Außerdem sollte sie glaubwürdig sein. Das heißt nicht, dass sie realistisch sein muss, sondern dass die Figuren und die Welt sich glaubwürdig verhalten sollen.

Wer ist oder war denn der schlechteste Regisseur der Welt?

Boll: Ich würde gar keinen Regisseur als den schlechtesten der Welt bezeichnen. Man hat mich mal mit Ed Wood verglichen, weil der so schlecht gewesen sei. Was soll das? Der arme Wood! Der hatte doch gar kein Budget und keine Zeit. Die Vergleiche sind Blödsinn! Meine Filme sind technisch einwandfrei. Meine Crew ist einfach viel zu gut, um Trash zu machen. Selbst wenn ich der größte Idiot der Welt wäre, würden die Filme gut aussehen. Bei meinem Film „Postal“ hat Julian Clarke den Schnitt gemacht, der war für „District 9“ für einen Oscar nominiert! Wer sagt, meine Filme seien Trash, hat keine Ahnung.

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