Reife Leistung und junge Publikumslieblinge

Trier · Finale beim Liedermacherwettbewerb "Sing a Song": Die Jury sieht die erfahrene Band Reif vorne.

 Ein eingespieltes Team: Alvin Koster (links) und Sänger Achim Weinzen (Duo Reif) gewinnen das Finale. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Ein eingespieltes Team: Alvin Koster (links) und Sänger Achim Weinzen (Duo Reif) gewinnen das Finale. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Foto: Mechthild Schneiders

Geht es nach dem Applaus, dürften an diesem Abend nur Sieger auf der Bühne stehen. Richtig laut wird es bei Reif - bei den rund 150 Zuhörern im Front of House in der Arena Trier. Poetische, aussagekräftige Texte, die, wie bei "Wo denn sonst", auch gesellschaftskritisch sein dürfen - sie stammen von Achim Weinzen (Gesang, Gitarre). Die Melodien sind eingängig, aber auch überraschend, gehen sofort in die Beine. Ausgereift: Alvin Kosters Begleitung am Piano. Genauso wie die gesamte Performance im Finale des Liedermacherwettbewerbs "Sing a Song" der Dieter-Lintz-Stiftung.

"Die beiden sind unglaublich erfahren", bestätigt Jurymitglied und Musikpädagogin Julia Reidenbach. "Sie harmonieren gut, der Auftritt war sehr stimmig." Platz eins - und die Produktion eines professionellen Videoclips nimmt das Duo mit, das sich "nur aus Spaß" dem Wettbewerb gestellt hat. Dass sie gewinnen würden, damit hatten sie nicht gerechnet. "Wir sind sonst erfolgreich Zweiter oder Dritter geworden, die undankbaren Plätze", sagt Koster, "aber wir waren die Sieger der Herzen."

Diesmal hat es dazu nicht ganz gereicht: Publikumsliebling ist Rhino, die ganz am Anfang ihrer Karriere sind - vor "Sing a Song" standen sie erst einmal gemeinsam auf der Bühne. Erstaunlich, denn das Zusammenspiel von Elektro- (Michael Haas) und akustischer Gitarre (Lucas Alt) harmoniert hervorragend. Dazu Alts tiefe, warme Stimme und seine lyrischen Texte. Eine Kostprobe aus "Ein zierliches Gefühl": "Wie zwei Spiegel sehen wir einander an, der Raum wird leer und riesengroß zwischen uns - verklebte Seiten eines ansonsten guten Buchs ..." Die Musik dazu ist ruhig, doch das Duo kann auch Pop und Rock wie in "Lederjackengeld" und "Donnerstadt", das wortwörtlich durch den Saal knallt. "Das ist sehr gut vorgetragen und authentisch", so die Jury, die das Duo auf dem dritten Platz sieht.

Bevor Rhino den Preis, einen weiteren Auftritt im Front of House, einlöst, wird wohl etwas Zeit vergehen. "Wir spielen seit zwei Jahren zusammen, seit etwa einem halben Jahr als Band mit Keyboarder und Drummer", sagt Haas. Das wachse von Woche zu Woche. "Es war schön zu sehen, dass die Lieder funktionieren, dass sie beim Publikum ankommen", freut sich Alt.

Auch für Hennich & Hanschel alias Henning Walker und Hannes Brogmus läuft es prächtig - Platz zwei für das junge Trierer Duo, das aus dem Rahmen fällt. Bleibt einem doch beim Hören oft das Lachen im Hals stecken. Ebenfalls Gewinner von Gutscheinen, doch nicht auf dem Treppchen: der saarländische Liedermacher Sigi Becker in Begleitung von Karl-Heinz Heydecke (Geige/Gitarre), Jonas Oktober (Wittlich), Philipp Dewald (Merzig) und die einzige Frau im Finale, die Bluessängerin Delta Danny aus Darmstadt. Die insgesamt sieben Formationen hatten sich aus 18 Kandidaten in drei Vorentscheiden für das Finale qualifiziert (der TV berichtete).

"Es geht hier nicht ums Gewinnen, sondern darum, Gleichgesinnte zu treffen, Kontakte zu knüpfen", sagt Moderatorin und Stiftungsgründerin Margret Lintz-Möllenkamp. Das sei gelungen. Die Witwe des Leitenden TV-Redakteurs Dieter Lintz (1959-2014) verspricht eine Neuauflage des Contests in zwei Jahren.

Während die Jury ihre Entscheidung trifft, geht es musikalisch mit zwei jungen Künstlerinnen weiter: Rebekka Lintz (Gesang/Klavier) und Luana Sandoval (Gesang/Violine). Lintz‘ selbst geschriebene Songs mit so poetischen Titeln wie "Death of the Unicorn" und "Frozen Plutonium" erzählen von Menschen, von Verlust und Zukunftsängsten, Liebe und Trennung. Ihre klare Stimme passt gut zur Klavier- und Geigenbegleitung. Sandoval steuert zwei Stücke bei, darunter "Wake up World", ein Lied gegen Terror und Gewalt und anlässlich der Anschläge von Paris 2015 geschrieben. Ihre ausgebildete Stimme trägt auch ohne Mikro. Die melodischen, gut arrangierten Songs hätten ebenfalls gut in den Wettbewerb gepasst.

"Eine rundum schöne Veranstaltung", urteilt Reidenbach, die sich für das nächste Mal mehr Frauen am Mirko wünscht. "Dieter wäre selig."

Mehr Informationen unter dieter-lintz-stiftung.de

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