Reifer Ausdruck, virtuose Technik

Spitzentalente des deutschen Jazz hatte der Jazzclub Trier bei seinem vorletzten Konzert in diesem Jahr zu Gast. Die erst 20 und 23 Jahre alten Brüder Julian und Roman Wasserfuhr beeindruckten in der Tufa mit einem dem Trompeter Chet Baker gewidmeten Programm in Quartett-Besetzung, das sich durch reifen künstlerischen Ausdruck und virtuose Technik auszeichnete.

 Die zur Jazzelite zählenden Brüder Roman (links) und Julian Wasserfuhr begeisterten in der Tufa mit einem Chet-Baker-Programm.TV-Foto: Anke Emmerling

Die zur Jazzelite zählenden Brüder Roman (links) und Julian Wasserfuhr begeisterten in der Tufa mit einem Chet-Baker-Programm.TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Den Begriff "Jazzelite" gebrauchte der Vorsitzende des Jazzclubs Trier, Nils Thoma, als er die Brüder Julian und Roman Wasserfuhr mit ihrem Quartett ankündigte. Schon biografisch ist er berechtigt. Beide haben hinter sich, was man "Wunderknaben-Laufbahn" nennt und bereits einen mehrjährigen Plattenvertrag beim Label ACT. Der 20-jährige Julian war jüngster Wettbewerbssieger bei "Jugend jazzt", jüngster Jazztrompetenstudent an der Musikhochschule Köln beim WDR Lead-Trompeter Andy Haderer und hatte ein Stipendium am Berkley College Boston. Bruder Roman weist eine ebensolche Karriere am Piano vor.

Bei ihrem Konzert in Trier zeigten sie, worauf ihr Erfolg beruht: virtuoses Können, Intuition, Sensibilität und eine ansprechend frische musikalische Auffassung. Zusammen mit ihren ausgezeichneten Mitmusikern Jean-Philippe Wadle am Kontrabass und Max Andrzejewski am Schlagzeug präsentierten sie Titel aus ihrer CD "Remember Chet", die dem 1988 verstorbenen Trompeter Chet Baker gewidmet ist.

Die erste Programmhälfte bestand dabei aus Eigenkompositionen, die mit melancholisch bis elegischen Sequenzen an den Stil Bakers erinnerten, in einer Mischung aus gepflegtem Cooljazz und kammermusikalischen Einsprengseln jedoch eine ganz eigene Sprache fanden. Für viel Gefühl und atmosphärische Dichte, zum Beispiel bei der Ballade "Love", sorgten die melodischen, oft frisch und leicht dahin perlenden Pianosoli von Roman wie auch die ruhigen bis frechen und bewusst schrägen Trompeten- oder Flügelhornsoli von Julian Wasserfuhr. Die Brüder harmonierten dabei in einem Einverständnis, wie es nur Seelenverwandte aufbringen können.

Im zweiten Teil mit Chet Baker-Standards wie "You don't know what love is" und natürlich "My funny Valentine" lief der eher introvertiert erscheinende Julian in Technik und Ausdruck zu Hochform auf. Beispielsweise spielte er mehrere Minuten lang nur mit Zirkularatmung, das heißt, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Nach diesem Konzertgenuss bleibt der Eindruck, den Namen Wasserfuhr wird man sich merken müssen.

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