Reingehört: Dr. Siri und die Geisterfrau

Niemand hat mit so einer Vehemenz für seinen Ruhestand gekämpft wie Dr. Siri Paiboun - seines Zeichens der einzige offizielle Leichenbeschauer im sozialistischen Laos.

Reingehört: Dr. Siri und die Geisterfrau
Foto: (g_kultur

Bereits acht Teile lang konnten Fans des schrulligen Doktors seine Auseinandersetzungen mit Bürokratie des kleinen asiatischen Landes verfolgen, bei denen er quasi nebenbei noch den einen oder anderen Mordfall aufklärte. Im gerade erschienenen "Dr. Siri und die Geisterfrau" hat es der Leichenbeschauer endlich geschafft. Dank einer geschickten Erpressung seines Vorgesetzten darf er endlich das Rentnerleben genießen. Allerdings nur für drei Wochen, denn dann schickt ihn die Partei auf Sonderurlaub zu einem Bootsrennen an der thailändischen Grenze. Da 1978 noch kaum ein normaler Laote den Begriff Ferien kennt, wird schnell klar, dass die Sache einen Haken hat und erneut wieder Siris pathologischer Sachverstand gefragt ist. Und so macht sich Siri mit seiner Gattin Madame Daeng auf, um an exotischen Schauplätzen zu ermitteln. Dank eines mysteriösen Franzosen mit Mordabsichten wird die Tour zu einem interessanten Ausflug durch die laotische Geschichte. Auch wenn der Titel des Hörbuches "Dr. Siri und die Geisterfrau" dieses Mal auf ein eher esoterisches Thema hinweist, bleibt die Geschichte ein gewohnt solider Krimi mit Spionage-Thriller-Elementen. Dank der skurrilen Charaktere und des trockenen Humors, den der Autor Colin Cotterill in seiner Erzählung immer wieder aufblitzen lässt, bekommt der Hörer ganz unbemerkt eine Menge Wissen über Laos vermittelt. Bei der Vertonung lässt sich der Hörverlag auf ein Wagnis ein. Zum dritten Mal in kurzer Zeit tauscht das Unternehmen den Sprecher der Reihe aus. Das ist ein extrem schwieriges Unterfangen, da Hörbücher Kopfkino sind. Hat sich der Hörer an die Stimme eines Menschen gewöhnt, steht dieser für eine bestimmte Figur. Nach Jan-Josef Liefers und Fabian Hinrichs müssen dieses Mal Peter Weis und Traudel Sperber die Feuertaufe bestehen, was ihnen leider nicht komplett gelingt. Vor allem Weis kann den Figuren nicht die gewohnte stimmliche Tiefe geben, die nötig ist, um sie lebendig werden zu lassen. Doch diese wirklich herausragende Krimiserie braucht nicht schon wieder einen Sprecherwechsel, sondern endlich Kontinuität. Schon jetzt ist abzusehen, dass Siris Ruhestand nicht lange währen wird, denn der nächste Teil der Reihe ist bereits auf Englisch erschienen. Thomas Zeller Colin Cotterill: Dr. Siri und die Geisterfrau, Verlag: der Hörverlag, Spieldauer: 457 Minuten

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