Reingehört: Moritz Matthies "Letzte Runde"

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Frei nach diesem Motto hätte Moritz Matthies mit "Letzte Runde" ein fulminantes Finale seiner Erdmännchen-Krimireihe hinlegen können, um damit endgültig Kultstatus zu erreichen.

Doch leider bleibt es bei einem "hätte" und "könnte". Fast wirkt es so, als ob Matthies all das, was er in den vier vorherigen Teilen der Reihe an Charakterentwicklung seiner Figuren verpasst hat, nun komprimiert zum Schluss zusammenfassen will. Klar möchte der Hörer mehr über den Erdmännchen-Ermittler Ray, seinen Bruder Rufus und seinen menschlichen Partner Phil wissen, aber noch besser wäre es, wenn darunter nicht der Spannungsbogen leiden würde. Nach etlichen persönlichen Rückblenden entwickelt sich nur langsam ein Fall für die tierischen Privatdetektive: Ein Verrückter dringt in die Tiergehege im Berliner Zoo ein und stiehlt Trophäen, wie eine Löwenmähne oder Elefantenstoßzähne. Als dann auch noch der allseits geschätzte Nachtwächter des Zoos auf Einbrecherjagd das Zeitliche segnet, blitzt auf einmal wieder etwas von Matthies' Erzähltalent auf. Allerdings sind zu diesem Zeitpunkt schon zwei Drittel des Hörbuches erzählt. Dass "Letzte Runde" trotz der Handlungsschwächen gut hörbar bleibt, liegt vor allem am Sprecher Christoph Maria Herbst. Er macht die Figuren liebenswert und verleiht ihnen mit seiner Stimme einen unverwechselbaren Charakter. Erst durch seinen Einsatz wird die manchmal vor sich hindümpelnde Handlung lebendig. Dennoch verschenkt der Abschluss der Krimireihe viel Potenzial. Wirklich schade, dass Moritz Matthies für seine Helden Ray, Rufus und Phil kein würdigeres Ende gefunden hat. Thomas Zeller


Moritz Matthies: Letzte Runde, Spieldauer: ca. 321 Minuten, Verlag: Argon

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