Reingehört: Romantic Piano Concertos

40 CDs, mehr als 50 Stunden Klaviermusik, rund 60 Komponisten: Das reicht für einige Konzertabende vor der heimischen Anlage. Abende zudem, bei denen man so manche teilweise sehr spannende Entdeckung machen kann.

Denn Komponisten wie Stavenhagen, Mosonyi, Thalberg oder Scharwenka, um nur einige zu nennen, dürften vielen nicht so geläufig sein wie die üblichen Konzertsaalverdächtigen wie Liszt, Beethoven, Saint-Saëns und Tschaikowski. Und sie haben durchaus Hörenswertes zu bieten: Es muss nicht immer Mozart sein. Natürlich ist nicht alles romantisch, was aus den Archiven ausgegraben wurde (die Aufnahmen datieren zum größten Teil aus den 1960er und 1970er Jahren) - dafür sorgt schon die Bandbreite der künstlerischen Lebensdaten: Der älteste Komponist ist Giovanni Benedetto Platti (1692-1763), ein Spätbarocker also; der jüngste Jean Françaix (1912-1997), ein rückwärtsgewandter Avantgardist. Romantik will hier also nicht verstanden werden als Begrenzung auf eine kulturgeschichtliche Epoche, sondern bezeichnet das Gefühl, das sich beim Hören der stilistisch so unterschiedlichen Kompositionen einstellen kann. Die Box entpuppt sich als wahre Grabbelkiste: Neben frühen Werken später Meister (wie Beethoven oder Chopin) und eher selten aufgeführten Stücken von Eugène D'Albert und Alexander Glasunow finden sich unter den Konzerten und Konzertstücken musikalische Preziosen ebenso wie klingelnder Talmi. Manches ist nicht zu Unrecht vergessen - etwa das melodisch und musikantisch seltsam unentschlossene und nichtssagende Konzert des von Robert Schumann hochgelobten, heute weitgehend vergessenen Adolf von Henselt (1814-1889) oder das arg rumpelige Konzertstück von Ferdinand Hiller. Dem gegenüber stehen etwa das durch seine Viersätzigkeit sinfonische Nähe suggerierende Klavierkonzert in E von Moritz Moszkowski mit seiner beschwingt-tänzerischen Leichtigkeit im ersten und der elegischen Stimmung im zweiten Satz: ein Leckerbissen für jeden Interpreten, der mal auf weniger ausgetreten Pfaden wandeln will. Beim Liszt-Schüler Bernhard Stavenhagen klopft unüberhörbar das 20. Jahrhundert ans Kompositionszimmer: Mit seinen (seinerzeit) ungewöhnlichen Modulationen und raffiniert-originellen Instrumentierungen reiht er sich würdevoll in die Riege der Spätromantiker ein. Virtuoses Spiel verlangen die meisten Komponisten von ihren Interpreten, und dem werden diese auch in jeder Hinsicht gerecht. Hier agieren weniger die globetrottenden Weltstars mit wohlklingenden Namen am Flügel, sondern ein nicht weniger glanzvoller Mittelbau: Michael Ponti heißen die Pianisten, Peter Frankl, Felicja Blumental oder Maria Littauer. Von internationaler Bekanntheit über den Eingeweihtenzirkel hinaus dürfte lediglich das tschechische Pianistenwunderkind Rudolf Firku{scaron}ný (1912-1994) sein, der seinem Landsmann Antonin Dvor{breve}ák mit dessen Klavierkonzert in g-Moll op. 33 Reverenz erweist. Begleitende, das romantische Idiom voll ausschöpfende Klangkörper sind vor allem die Philharmonia Hungarica und das 1933 gegründete Orchester von Radio Luxemburg, das seit 1996 als Orchestre philharmonique du Luxembourg auf dem Kirchberg residiert. Dirigiert wird es in dieser Kollektion von dessen ehemaligem GMD Louis de Froment und dem Luxemburger Pierre Cao. Rainer Nolden Romantic Piano Concertos, Brillant Classics 95300, zu beziehen über <%LINK auto="true" href="http://www.edel.com" text="www.edel.com" class="more"%>

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