Reingehört

Vincent Peirani: "Thrill Box", ACT Music + Vision: Mit einem zunächst kaum wahrnehmbaren Pfeifen des Akkordeons setzt Peiranis Album ,,Thrill Box" ein, gewinnt dann wesentlich an (Laut-)Stärke, und andere Instrumente gesellen sich dazu. Doch am Ende des letzten, zwölften Titels ist der junge südfranzösische Musiker mit seinem Akkordeon wieder ganz allein, nachdem er die enorme Bandbreite seiner Thrill Box deutlich demonstriert hat und das Album mit einem verwehenden Vibrieren ausklingen lässt.

Peirani, der häufig mit Sängerin Youn Sun Nah auftritt, lässt auf seiner CD (Spie lzeit 51 Minuten) die ,,Spannungskiste" wie eine Orgel, ein Klavier, ein Blasinstrument oder eine menschliche Stimme klingen. Mit den dargebotenen Stücken unternimmt er gemeinsam mit dem deutschen Pianisten Michael Wollny und dem Bassisten Michel Benita aus Frankreich eine musikalische Weltreise. Von amerikanischen Folksongs über die französische Musette-Musik und ruhige Balladen geht es nach Balkan-Metren hin zu südamerikanischen Rhythmen, von Brad Mehldaus ,,Waltz for JB" bis zum Bebob-Klassiker ,,I Mean You" von Thelonious Monk. Fehlen dürfen dabei natürlich auch viele Eigenkompositionen nicht. Ein hervorragendes Album eines beeindruckenden Musikers auf einem außergewöhnlichen Instrument. Jörg Lehn Beatsteaks: "Muffensausen", Warner Music Group: Wieso sollte eine Band, die sich in fast 20 Jahren vom kleinen Kellergig im Berliner Hinterhof bis hin zum Headliner von Megafestivals wie Southside und Hurricane ehrlich hochgeschuftet hat, noch "Muffensausen" haben? Klingt erstmal nach Understatement oder Anbiederung - so nach dem Motto: "Wir sind zwar erfolg und -reich, aber komplett auf dem Teppich geblieben. Und deswegen haben wir vor jedem Auftritt nach wie vor ..." Diese PR-Sprüche aus Angst, man könne als satt rüberkommen, kann doch keiner mehr hören. Zwischen deren und meinem Kontostand liegen nun einmal etliche Nullen. Doch den Beatsteaks, diesem seit 1995 bestehenden Haufen, der schnellen und eingängigen Rock und Punkrock spielt, nimmt man das dann doch irgendwie ab. Das mit dem Muffensausen - wie ihr neuestes Projekt aus zwei DVDs und einer CD heißt, das Mitschnitte von fünf Konzerten 2011 und 2012, eine Doku über den Bassisten Torsten Scholz, Videomaterial und Livestücke enthält. Bei den Auftritten ist gute Laune statt Gehabe angesagt, Berliner Schnauze statt hoher Nase. Das hat zuletzt wieder der Überraschungsgig bei Rock am Ring gezeigt (von dem auf der Veröffentlichung allerdings nichts zu sehen und zu hören ist). Oder wie Gründungsmitglied Bernd Kurtzke (Lead-Gitarre) so schön sinniert: "Ma iss sehr aufgeregt. Und es hört auch nie uff. Es iss immer dattselbe!" Mario Hübner

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort