Druckgrafik-Ausstellung Rembrandt als Vorbild und verehrtes Genie

Traben-Trarbach · Mit zunehmender Beliebtheit der Druckgrafik ab dem 18. Jahrhundert boomte die Rembrandt-Reproduktion. Das Haus der Ikonen in Traben-Trarbach zeigt Rembrandt im Spiegel dieser Kunstform.

 Christian Wilhelm Ernst Dietrich: Die große Krankenheilung, 1763

Christian Wilhelm Ernst Dietrich: Die große Krankenheilung, 1763

Foto: TV/Andreas Thull

Im Rembrandt Jahr 2019  verbeugt sich auch die  Region vor dem Meister. Unter dem Titel „Verehren, verstehen, verändern“ beschäftigt sich eine kleine aber feine Ausstellung im Haus der Ikonen in Traben-Trarbach mit der Rembrandt Rezeption in der Druckgrafik zwischen 1720 und 1820. Das Projekt wurde unter der Leitung von Stephan Brakensiek vom Kunsthistorischen Institut der Universität Trier erarbeitet.

„Wer nicht stirbt, lebt nicht“, wird Rembrandt van Rijn gern zitiert. Für den  niederländischen Großmeister (1606-1669)  gilt das  gleich in  doppelter Hinsicht. Nicht nur, dass auch er wie jedermann starb und demnach folglich gelebt hatte. Mit dem Tod des Amsterdamer Malers, Zeichner und Radierers begann sein neues Leben als Legende in so  zahlreichen Variationen, dass die Rembrandt Forschung sich Jahrhunderte lang abmühte, im Gestrüpp der Legendenbildung der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Heute 350 Jahre nach seinem Tod lebt der Maler in der Bewunderung und Verehrung fort wie ehedem. Bereits zu Lebzeiten wurde  der aus Leiden stammende Künstler  hoch geschätzt, sein Werk vielfach kopiert und als Druckgrafik verbreitet. Mit der zunehmenden Beliebtheit der Druckgrafik im 18.  und 19. Jahrhundert bei Kunstfreunden, als Buchillustrationen und nicht zuletzt als „Original des kleinen Mannes“, boomte auch die Rembrandt Reproduktion. Er lebe mit Rembrandt, berichtete der selbst als Zeichner talentierte Kunstliebhaber Goethe. Erst der auf edle Einfalt  und stille Größe ausgerichtete Klassizismus des 19. Jahrhunderts konnte mit Rembrandts barocker Sinnlichkeit wenig anfangen. Die ausgesprochen feinsinnige Ausstellung, deren Blätter (meist Radierungen) aus der Graphischen Sammlung der Universität stammen, ist mit ihren vielfältigen Verweisen nicht nur eine Augenlust, sondern auch ausgesprochen erhellend.

Sie bietet zunächst einen  Einblick in Rembrandts zentrale Themen wie  biblische Geschichten, Landschaften und alltägliches Leben (wandernde Musikanten) dazu Porträts, darunter Rembrandts berühmte Selbstporträts. Eindrücklich vermitteln die gezeigten Blätter die eigenständige künstlerische Leistung der Grafiker, die in den Grautönen ihrer Radierungen die Gemälde und Bilderzählungen ihres Meisters inhaltlich wie atmosphärisch auf den Punkt brachten.

Feinsinnig wird in den besten Blättern Rembrandts geniale Lichtregie, sein virtuoser Umgang mit hell und dunkel, dem Chiaroscuro nachempfunden.  Einmal mehr zeigt sich gerade in den späten Blättern des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, wie sehr Zeitgeist und -empfinden die Grafiken nach Rembrandt prägten und sie von ihm entfernten bis hin zur dekorativen Manier.

Unterschiedlich waren ohnehin Können und Bedeutung der Grafiker.  Zu den bekanntesten seiner Zeit gehörte Christian Wilhelm Ernst Dietrich, dessen kunstvolle Radierung nach Rembrandt  „Die große Krankenheilung“ neben weiteren Arbeiten hier zu sehen sind. Zu den schönsten Blättern gehören das winzige Porträt des bärtigen Orientalen  von Bartholomäus Ignaz Weiss und die  wunderbar intime „Die Flucht nach Ägypten“ (ebenfalls Dietrich).

Die Ausstellung ist bis  1. Januar 2020  samstags, und sonn-/ feiertags geöffnet von 10 bis 17 Uhr. Geänderte Öffnungszeiten an Weihnachten und Silvester.

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