Riesig, einfach riesig!

Trier · Einer riesigen Herausforderung hat sich das Philharmonische Orchester der Stadt Trier in seinem achten Sinfoniekonzert mit Gustav Mahlers Zweiter Sinfonie gestellt. Der Erfolg war überwältigend. Über 1000 Zuhörer bejubelten in der Trierer Basilika Musik und Musiker.

Riesig, einfach riesig!
Foto: (g_kultur

Trier. "Sterben werd ich, um zu leben"- mit der tröstlichen Hoffnung aller Christen entließ das achte Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier seine Zuhörer in die warme Sommernacht. Gewaltiges hatten sich die Musiker für diesen Abend vorgenommen und bestens gemeistert. Das sah offensichtlich auch das anhaltend jubelnde, stehend applaudierende Publikum so. Fast wurde hier schon ein gemeinsames Chor-und Orchesterfest gefeiert, das selbstbewusst musikalische Präsenz und gemeinsamen Willen demonstrierte. Gustav Mahlers riesige 2. Sinfonie stand auf dem Programm, die "Auferstehungssinfonie".

Den späteren Namen hat sie von der Klopstock-Ode, die dem Chortext zugrunde liegt. Verstärkt wurde das Orchester für die Chorpartie vom Trierer Bachchor (Leitung Martin Bambauer), den Chören des Doms (Domchor und Kathedraljugendchor, Leitung Thomas Kiefer)), dem Friedrich-Spee-Chor (Leitung: Jan Wilke) und dem Opernchor des Theaters (Leitung Angela Händel). Als Solisten sangen Nathalie de Montmollin (Sopran) und Edna Prochnik (Alt).
Wie kaum ein anderer vermag der erhabene Bau der Basilika mit seiner Gestalt die Erlösungshoffnung der Sinfonie zu unterstreichen. Sein Echo- und Nachhallverhalten bleibt allerdings ein nicht zu unterschätzendes Problem für die Musik und ein schlecht zu kalkulierendes Risiko für die Ausführenden.Kontrastreiche Szenarien

Umso eindrücklicher und verdienstvoller ist das Ergebnis dieser gewaltigen Zusammenarbeit von Orchester, fünf Chören, Solisten und Hauptorgel (Organist: Martin Bambauer). Generalmusikdirektor Victor Puhl, der die Gesamtleitung hatte, hat sich bereits früher als feinsinniger Mahler-Interpret empfohlen. Auch diesmal arbeitete er mit seinen Musikern differenziert und einfühlsam die komplizierte Struktur der über viele Jahre komponierten Sinfonie heraus, baute Spannung auf und machte ihre Logik erfahrbar. Mit sicherem Gespür ließ er die collagemäßig angeordneten Motive fein ausarbeiten, machte die Vielschichtigkeit hörbar und steuerte einfühlsam die Geste der Musik und ihre Dynamik. Dabei gelangen den Musikern ausdrucksstarke, kontrastreiche Szenarien. In dumpfer Trauer grollten gleich eingangs die Streicher im ersten Satz, der "Totenfeier".

Mit Umsicht sorgte der Dirigent dafür, dass auch in diesem widersprüchlichen Szenario Erhabenes nicht in Lärm und Getöse umschlug. Einem vorsichtigen Heilsversprechen gleich, gerieten fein austariert und klangsinnlich die lyrischen Motive des Andante. Wunderbar fließend die "Fischpredigt". Gespenstisch verlor sich das Scherzo in Trostlosigkeit. Warm und tröstlich erklang dagegen Edna Prochniks schöner Alt im "Urlicht".
Überhaupt waren die Instrumentengruppen auf der Höhe: die hauchzart flirrenden Geigen, die schönen Bläser und die donnernden Pauken mit ihrem bedrohlichen Endzeitklang. Und schließlich der fulminante letzte Satz, in dem die Chöre verkünden, was in dieser buschstäblichen Klarheit nur die menschliche Stimme zu sagen vermag. Ausdrucksstarke Klangbilder schufen die Stimmen. Großartig erklang im schönsten Pianissimo: "Auferstehen, ja auferstehen wirst du". Leider war Nathalie de Montmollins Sopran im Mittelfeld der Basilika kaum zu hören, und auch der Alt drang im Finale nur schlecht durch. Ohne Frage ein Abend, der in die Annalen der Trierer Musikszene eingehen dürfte.

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