Rock-Oberliga trifft Mittelstufe

Der Weg zur Tradition: Das Rock-A-Field-Festival hat über 13 000 junge Rockfans ins luxemburgische Roeser gelockt. Als Top-Acts sorgten The Killers, Queens of the Stoneage oder Billy Talent für Stimmung.

 Voller Einsatz in den ersten Reihen: Über 13 000 Fans kamen beim Rock-A-Field-Festival in Luxemburg auf ihre Kosten. TV-Foto: Andreas Feichtner

Voller Einsatz in den ersten Reihen: Über 13 000 Fans kamen beim Rock-A-Field-Festival in Luxemburg auf ihre Kosten. TV-Foto: Andreas Feichtner

Roeser. Vor der Bühne schreien sich 15-Jährige die Stimmbänder wund. Aber wenn die Leute in den hinteren Reihen nicht langsam in Tritt kommen, wird es eng für sie. "Howlin" Pelle Almqvist droht, der Sänger der Schweden-Rocker "The Hives": Sie würden zerstört, wenn nicht bald mehr Resonanz käme, mehr Enthusiasmus. Verstümmelt und getötet. Vom Sänger der nach Eigenaussage "besten Band des Universums" höchstpersönlich: "Und so viele Leute gibt es ja nicht in Luxemburg", ergänzt Almqvist staatskundig. Die drastische Wortwahl und das Ego von der Größe Schwedens gehören zum Konzept. Wie auch die rastlose Bühnenshow von Zappel-Pelle oder die Schwarz-Weiß-Optik der Band. The Hives haben bei ihrem ersten Auftritt in Luxemburg die schwierige Aufgabe, nach den gefeierten Billy Talent zu spielen. Die derzeit immens erfolgreichen Kanadier haben mit ihrem spielerisch sehr soliden Neo-Punk viele junge Fans gewonnen. Das mit den jungen Fans gilt für "Juli" (nachmittags im Einsatz) ohnehin. Schwarz-Weiß und ein paar Grau-Tupfer

 Staubtrocken: Josh Homme, Sänger und Gitarrist von Queens of the Stoneage. TV-Foto: Andreas Feichtner

Staubtrocken: Josh Homme, Sänger und Gitarrist von Queens of the Stoneage. TV-Foto: Andreas Feichtner

The Hives halten die Stimmung hoch - und Pelle steht in der Tradition echter Bühnen-Frontschweine. Auch die weiteren Top-Bands, Queens of the Stoneage (QOTSA) und The Killers, warten mit Sängern auf, die beim Schwiegersohn-Casting wenig Aussichten auf erhobene Daumen hätten. Glaubt man den Ansagen des fingerknöchel-tätowierten QOTSA-Boss Josh Homme, erliegt er zu gerne dem Charme schöner Frauen: So erspäht er jede Menge potenzielle "zukünftige Ex-Frauen" im Publikum. Der staubtrockene Wüstenrock der Amis passt dabei zum Festival: Erst nach dem QOTSA-Gig geht etwas Regen runter - im Vergleich zur Sintflut-Premiere im Vorjahr herrschen diesmal traumhafte Bedingungen. The-Killers-Sänger Brandon Flowers ist sicher adretter als Holzfällerhemd-Homme. Aber auch der Inbegriff der Arroganz, gegen den sein unerreichbares Vorbild Morrissey fast schon wie die personifizierte Kumpelhaftigkeit rüberkommt. The Killers sind dabei nach zwei Alben auf dem Weg zur echten Stadionrock-Band, durchaus mit Hang zum Bombast. Ein Streifzug über das Rock-A-Field-Gelände: Ein blondes Mädchen lässt sich vom 30 Meter entfernt röhrenden Homme nicht vom Schlafen abhalten. Die vielleicht Elfjährige dürfte eine der jüngsten Besucherinnen des Alternative-Rock-Open-Airs sein. Aber viele andere sind auch im schulpflichtigen Alter. Indie- und Alternative-Rock - das ist längst nicht mehr die Langzeit-Studenten-Musik nach dem Lebens-Strickmuster "20 bis 30, gebildet, gelangweilt". Die Jugend hat übernommen. Die Berufsjugend muss teilen lernen oder sich neue Bands suchen. Schon bei Rock am Ring sinkt das Durchschnittsalter der Besucher. Bei Rock-A-Field ist die Schul-Mittelstufe noch präsenter, die vereinzelten Altrocker sind nur Grau-Tupfer. Dabei hat sich das Rock-A-Field-Festival im Rekordtempo etabliert: Nach der in jeder Hinsicht gelungenen zweiten Auflage mit über 13 000 Zuschauern gilt: das Feld wird auch 2008 wieder berockt.EXTRA Todesfall: In der Nähe des Festival-Geländes gab es am Sonntagabend einen Todesfall: Am Bahnübergang Livange auf der TGV-Strecke Luxemburg - Paris wurde eine Person von einem TGV erfasst und getötet. Laut Polizei stand die Person mitten auf den Gleisen. Der Unglücksort befindet sich nicht im Einzugsbereich des Festivals. Die Polizei schließt einen Selbstmord nicht aus.

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