Rock-Reptilien zu Gast: Dinosaur Jr. in Luxemburg

Esch/Alzette · Rock-Dinosaurier - das hört sich negativ an, ist beim Auftritt der US-Alternative-Rocker Dinosaur Jr. in der Rockhal Esch aber ausdrücklich nicht so gemeint: Die Band klingt zwar immer noch so wie in den späten 80ern. Aber das ist verdammt gut so.

 Weiße Eminenz: J Mascis von Dinosaur Jr. TV-Foto: Andreas Feichtner

Weiße Eminenz: J Mascis von Dinosaur Jr. TV-Foto: Andreas Feichtner

Esch/Alzette. Liebe Musiker, zehn goldene Tipps für ein gelungenes Rock-Konzert: 1) Dudel nicht ständig zwischen den Songs rum. 2) Binde das Publikum ein: Sag irgendwas, im Zweifel was Sinnvolles. 3) Geh nicht mit Rolling-Stones-Zunge auf dem T-Shirt auf die Bühne. Niemals! Es sei denn, du heißt Mick Jagger. 4) Stimme nicht ständig die Gitarre zwischen den Songs. Und niemals nach Gehör über die Boxen. 6) Sag dem Schlagzeuger, Bermudas gehören ins Freibad, nicht auf die Bühne. 7) Gitarrensoli in jedem Song? Die Zeit ist reif - so im Sommer 2021. 8) Sorge dafür, dass der Gesang laut genug ist. 9) Und dass er nicht bloß zu erahnen ist hinter deiner Wohnzimmer-Schrankwand aus Marshall-Türmen. 10) Zeige Emotionen. Trau dich! Es ist deine Bühne!
Dinosaur Jr. - die alten, großen Herren des US-Alternativerock - halten sich an exakt NULL dieser kleinen Klugscheißer-Tipps. Was soll man dazu sagen? Genau: Vielen Dank! An J Mascis, für seinen nasal-nölenden Gesang (okay: etwas leise ist er schon). Für die verzerrte Gitarren-Breitseite samt XXL-Soli, mit denen die Amerikaner in den 80ern Bands wie Nirvana oder Sonic Youth als Fans gewonnen hatte. Und dafür, dass man den Junior-Sauriern guten Gewissens sagen kann, dass sie sich in all den Jahren musikalisch nicht verändert haben, aber der Sound dafür erstaunlich frisch wirkt.
Die 1984 gegründete Band - ein Wegbereiter des Alternative-Rocks - hatte sich nach acht Jahren Pause 2005 wiedervereinigt. Ein junges Publikum erreicht Dinosaur Jr. eher nicht mehr, was auch an 1) bis 10) liegen mag. Live sind J Mascis, Bassist und Teilzeitsänger Lou Barlow und Schlagzeuger Murph aber weiterhin ein Erlebnis - auch ohne Gimmicks und große Show. Beim 90-Minuten-Auftritt fehlt den etwa 500 Zuschauern (fast) kein Hit. Besonders gefeiert werden "Start Choppin" oder das The-Cure-Cover "Just Like Heaven".

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