Rockig, lässig, souverän

Befort · Mit demselben Konzept über 50 Jahre lang Erfolg haben - das schaffen nur die Wenigsten. Die längst ergrauten Herren von Status Quo wissen, wie es geht. Richtig ausgelassen feiern die Fans beim Open-Air-Konzert in Befort aber nur bei den ganz großen Hits der britischen Kultrocker.

 Typische Rockerpose: Francis Rossi und Rick Parfitt (links) von Status Quo beim Konzert vor malerischer Schlosskulisse in Befort. TV-Fotos (2): Sarah München

Typische Rockerpose: Francis Rossi und Rick Parfitt (links) von Status Quo beim Konzert vor malerischer Schlosskulisse in Befort. TV-Fotos (2): Sarah München

Foto: (g_kultur
Rockig, lässig, souverän
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Befort. Es riecht nach Heu und Bratwürstchen. Eingerahmt von meterhohen, bunt beleuchteten Burgmauern, Bäumen, einem See und einer Felswand liegt eine Wiese. Klingt erst mal nicht nach Rock'n'Roll. Inmitten dieser Bilderbuchkulisse - eine Bühne. Die Band, die am Montagabend um kurz vor halb zehn die Bühne betritt, sieht auf den ersten Blick auch wenig nach Rock'n'Roll aus: Vier ältere Herren in engen, dunklen Hosen, weißen Turnschuhen und weißen Hemden. Gut, der Fünfte am Schlagzeug ist etwas jünger. Und einer trägt die grauen Haare immerhin schulterlang. Auf dem schwarzen T-Shirt steht "Rock'n'Roll Hauptstadt".
Aber dann geht es los: Laut und schnell. Keine langen Ansprachen, keine Pausen zwischen den Songs. Vergessen ist die romantische Kulisse: Status Quo rockt die Bühne. Sie wirken so gar nicht wie tattrige Alt-Rocker, die ihren Zenit überschritten haben. Gleich zu Beginn zeigen sie die typischen Rockerposen. Wenn jetzt jemand den Ton abstellen würde, wäre jedem der 1500 Menschen im Publikum nach kurzem Blick auf die Bühne sofort klar: Das ist ein Rockkonzert.
Ein Sprung in den Ausfallschritt, die Gitarre nach vorne gestreckt: funktioniert. Hände in die Luft strecken und klatschen: souverän. Lässig die Gitarre vor sich werfen: perfekt. Ein bisschen hüpfen: ja, aber nur kurz. Der lässige Griff an den Mikrofonständer: tausend Mal geübt. Dazu kommt der Ton: simple Melodien ohne Schnickschnack, ein paar harte Gitarrenriffs und die eingängigen, klaren Stimmen der Sänger Francis Rossi und Rick Parfitt. Ganz klar: Rock'n'Roll.
Natürlich, es klingt alles ziemlich gleich - und zwar seit mehr als 50 Jahren. Aber der Name ist eben Programm, Status Quo. Und warum auch etwas ändern, wenn es sich doch gut anhört? Zweifellos, die fünf Alt-Rocker wissen, wie es geht. Sie sind Vollprofis, haben fast ihr ganzes Leben lang nichts anderes gemacht, als vor Tausenden Menschen immer wieder dieselben Lieder zu spielen. Aber hier und da klingt es dann doch etwas zu gut, sind die Töne zu perfekt, das Gitarrenspiel zu glatt, die Lieder zu geschliffen. Da fehlt ab und an der wilde, ungezügelte Rock'n'Roll. Bei den bekannteren Liedern wie "In the army now" wird die Stimmung ausgelassener, Hunderte Fans hüpfen und klatschen vor der Bühne mit. Auf "Whatever you want", den wohl berühmtesten Song, folgt "Rockin' all over the World".
Eine kurze Pause. Es ist fast 23 Uhr. Aufbruchstimmung. Viele hören die Zugabe, das Chuck-Berry-Cover "Rock and Roll Music/Bye Bye Johnny" nur noch auf dem Weg zum Auto. Vor dem letzten Lied schon nach Hause gehen: Das ist nun gar nicht Rock'n'Roll.

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