Rodeo im Römer-Oval

Trier · Country, Rock \'n\' Roll, Stetson-Hüte, dunkle Sonnenbrillen - und energische Liveauftritte, die den Staub vom Alltag husten: The BossHoss zieht\'s am 4. August ins Trierer Amphitheater. Der TV sprach vor dem Konzert mit dem Frontmann der Berliner Band.

Trier. So kann ein August-Wochenende aussehen, wenn man The BossHoss heißt: Freitagabend ein Auftritt auf dem platten Land in Schleswig-Holstein, vor Zehntausenden eingefleischter Metal-Fans beim Wacken Open Air. 24 Stunden später dann der nächste Auftritt, 700 Kilometer weiter südlich, am 4. August im Amphitheater. Auch dort werden einige Metal-Fans sein. Aber bei einem "puren" Konzert der Berliner ist die Zielgruppe weitaus größer. "Als Band ist es toll, wenn du eine solche Bandbreite im Publikum hast", sagt Alec "Boss Burns" Völkel. "Da sind Teenager genauso wie Ältere. Sie alle verbindet, dass sie Bock auf handgemachte Livemucke haben." Völkel hat ein paar Antworten darauf, warum das, was mal als "Schnapsidee" angefangen hat, nun große Arenen füllt. "Zum einen liegt\'s daran, dass wir eigenständig sind und in keine Nische passen. Wir sind zwar irgendwie eine Countryband, aber eben auch mehr als das. Da können sich extrem viele Zuschauer etwas rausziehen. Wir arbeiten seit Jahren hart daran und spielen unheimlich viele Konzerte."
Für The BossHoss wird es nicht der erste Auftritt im römischen Ambiente in Trier sein. Am 6. Mai 2005 spielten sie bei einem kleinen, kostenlosen Open Air zur Eröffnung des Kultursommers gemeinsam mit Jupiter Jones (Eifel) und Dioramic (Kaiserslautern) vor der Porta Nigra. Drei praktisch unbekannte Bands, damals.
Ein solches Gratisfest würde sieben Jahre später den sicheren Ausnahmezustand in der Fußgängerzone bedeuten: The BossHoss füllte bei der aktuellen Tour selbst die 10 000er-Hallen des Landes. Jupiter Jones zieht\'s beim traditionellen Trier-Heimspiel zum zehnjährigen Bestehen in die 7000 Zuschauer fassende Arena. Und, am Rande bemerkt, Dioramic-Schlagzeuger Anton Zaslavski (22) ist in den USA als Elektro-Produzent durch die Decke geschossen: Aktuell ist der Pfälzer unter seinem Pseudonym Zedd offizieller Support von Lady Gaga auf deren Asien-Tour.
Band ist gewachsen


Es war eine bunte Stilmischung, damals vor der Porta. Aber das mit der Vielseitigkeit bekommen The BossHoss auch alleine hin. "Wir treten nie auf der Stelle", sagt Völkel, gemeinsam mit Sascha "Hoss Power" Vollmer Frontmann der Band, die inzwischen zu zehnt auf der Bühne steht - drei Bläser sind kürzlich hinzugekommen. Die ersten Erfolge hatte The BossHoss mit auf Country gebürsteten Coverversionen. Inzwischen sind auch Eigenkompositionen in den Charts gelandet. Ein Steigbügel auf dem Weg dahin war ein Fernsehformat. "Boss" und "Hoss" saßen bei The Voice of Germany in der Jury, ihre Kandidatin Ivy gewann auch den Titel. "Wir haben lange gehadert, ob wir das Jury-Angebot annehmen sollen oder nicht. Schließlich ist und bleibt es eine Castingshow. Da wird man als Musiker natürlich hellhörig und fragt sich: ,Muss man sich das antun?\' Normalerweise wettert man dagegen und verurteilt das. Aber wir hatten uns sehr intensiv mit dem Konzept beschäftigt und dann gesagt: ,Ja, das probieren wir\'", sagt Völkel. Klar sei es auch darum gegangen, die eigene Band bekannter zu machen. Das sei auch gelungen.
Manche Castingshow ist für den BossHoss-Frontmann weiter ein rotes Tuch. Einige scharfe Kommentare gegen den Jury-Kollegen Dieter Bohlen gingen durch die Medien. "Es geht mir nicht um die Person Dieter Bohlen. Es geht nur darum, wie dort mit jungen Leuten umgegangen wird. Ich finde das extrem respektlos. Es geht nicht darum, ob einer was kann oder wird, um Nachhaltigkeit geht es schon gar nicht", sagt Völkel dem TV. "Es geht darum, die Selbstinszenierung von Bohlen abzufeiern und vor allem um Quote und Werbegelder. Da wird nicht Halt davor gemacht, Leute bloßzustellen - das ist ein moderner Pranger."

Open Airs im Amphitheater:
3. August: Gentleman, 4. August: The BossHoss, 5. August: Tim Bendzko.
Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets

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