Roger Cicero regiert das Amphitheater

Immer wieder Regen und dennoch gute Stimmung: Dafür sorgte Roger Cicero mit seiner Swing-Musik im Trierer Amphitheater. Rund 2300 Besucher hörten ihn und seine Bigband am Sonntagabend. Der TV hatte das Konzert präsentiert.

Trier. Fragt eine Frau, was sie anziehen solle, oder ob sie besser koche als die Mutter ihres Liebsten, dann steht ein Mann immer vor einer "Loose-Loose-Situation". "Egal was er sagt, es immer falsch", meint zumindest der aus Berlin stammende Roger Cicero. Unterstützt von einer elfköpfigen Bigband präsentierte er sein aktuelles Album "Männersachen" im Trier-er Amphitheater. Cicero besingt die Unterschiede zwischen Mann und Frau und gibt Männern den eine oder anderen Tipp in Sachen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Und dabei zieht er ganz nebenbei die deutsche Jazz-Musik aus dem Minderheitenecke heraus. Was Cicero auf die Bühne bringt, ist zwar nicht die Neu-Erfindung des Rads, aber eine zeitgemäße Interpretation klassischer Jazz-Bigband-Musik, gewürzt mit Chanson-Elementen, Zitaten von deutsche Rocklegenden und eigenen, mutigen Texten. Das wirkt witzig und charmant, zumal Cicero ganz locker und ohne Star-Attitüden auf das Publikum eingeht, den einen oder anderen Scherz macht und den Dialog sucht. Dafür gibt es anerkennenden Beifall und das Publikum vergisst die widrigen Wetterbedingungen. Rund 2300 Besucher ließen sich von Regenschauern nicht beeindrucken. Ein kleines Heimspiel war das Konzert zudem. "Die besten Bassisten kommen aus Luxemburg", sagt Cicero und verweist auf seinen aus dem Nachbarland stammenden Mitmusiker Hervé Jeanne.Bigband-Marsch durch Amphitheater-Keller

Cicero spielt nicht nur eigene Stücke vom Album "Männersachen", zu denen "Frauen regier'n die Welt" oder "Zieh die Schuh aus" gehören. Er hat auch Arrangements von fremden Stücken im Gepäck. Cicero singt seine Version von Rio Reisers "König von Deutschland" und von Klaus Lages "1000mal berührt". Außerdem präsentiert er eine eigene und deutsche Fassung von "Bluesette" vom belgischen Jazz-Musiker Jean Baptiste Thielemans. "Wenn ich den Blues nicht hätt'" wird auf Ciceros neuem Album zu hören sein, das am 12. Oktober auf den Markt kommen soll.Mehr als zwei Stunden spielen Cicero und Band. Auf die übliche Pause verzichten sie angesichts des Regens mit Rücksicht auf die Zuschauer. Schließlich hat sich das Amphitheater in eine schlammige Pfütze verwandelt. Eine LKW-Ladung Kies würde die Arena auch bei Regenfällen ertragbarer machen und könnte das Leder mancher chicer Schuhe retten. Beim letzten Stück "Kompromisse" marschiert die Band von der Bühne durch die Zuschauermenge, verschwindet im Keller des Amphitheaters, um am anderen Keller-Zugang wieder aufzutauchen. Ein netter Gag, der auch am Ende des Konzertes zeigt, dass Cicero sein Publikum ernst nimmt und schätzt. Das wollte natürlich mehr - und bekam seine Zugaben. Einige Besucher erleben Roger Cicero nach dem Konzert hautnah: Er gibt Autogramme. "Und zwar so lange, bis keiner mehr einen Wunsch an ihn hatte", erzählt Mechthild Schneiders, Pressesprecherin des Veranstalters "Poppconcerts", nach dem Konzert.

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