Rom im Spiegel von Souvenirs

TRIER. Genie ganz nah: Einen besonderen Leckerbissen für Kunst- und Kulturfreunde bietet das Trierer Kunsthaus am Museum mit den "Römischen Ansichten" des Italieners Giovanni Battista Piranesi.

 Müssen mit Samthandschuhen angefasst werden: Galerist Peter Fritzen wählt ein Blatt für die Schau aus, Abbildung: San Maria Maggiore Rom. Foto: Eva-Maria Reuther

Müssen mit Samthandschuhen angefasst werden: Galerist Peter Fritzen wählt ein Blatt für die Schau aus, Abbildung: San Maria Maggiore Rom. Foto: Eva-Maria Reuther

"Ich glaube, ein Werk vollendet zu haben, das noch späteren Generationen etwas zu geben hat", schrieb er selbstbewusst an einen unschlüssigen Geldgeber. Giovanni Battista Piranesi hat Recht behalten. Noch heute gilt der gebürtige Venezianer (1720-1778) als einer der bedeutendsten Kupferstecher und Radierer der Kunstgeschichte. Scharen von Kunstfreunden reisen seit Jahrhunderten mit seinen "Ansichten Roms", den legendären "Vedute di Roma", im Geist und mittels anderer Transportwege in die Ewige Stadt. Wie aktuell der Italiener ist, wird noch anderswo deutlich. Zu seinem 25. Geburtstag hat sich der Kölner Verlag Taschen eine Neuauflage von Piranesis Werksübersicht geleistet. "Ein besonderes Erlebnis", sagt auch Galerist Peter Fritzen über die zwölf Blätter aus einer rheinischen Privatsammlung, die er derzeit zeigt. Nicht nur dass er als Architekt, Grafiker, Archäologe und gelehrter Visionär ein Multitalent war: Der umtriebige Sohn Venedigs war auch sonst ein Vollblutmann. Wer sein Porträt betrachtet, schaut in ein kraftvolles Gesicht mit wachen Augen und sinnlichen Lippen. Ein Temperament tritt zutage, dem man die heftigen Wutanfälle wie die fantasievollen Schwärmereien zutraut, von denen Zeitgenossen berichten. Kraft, Fantasie und Poesie bestimmen auch Piranesis Werk. Dazu kommen eine perfekte Technik und eine fast missionarische Leidenschaft für die Antike. Mit seinen berühmten römischen Ansichten begann der spätere Wahlrömer schon früh (wohl 1744) bei seinem ersten Romaufenthalt. Bis zu seinem Tod in der Tiberstadt arbeitete er daran. Als Souvenirs für Reisende waren die Radierungen ursprünglich gedacht. Am Ende standen sie für das Bild Roms. Die Trierer Blätter vergegenwärtigen Geist und künstlerische Persönlichkeit ihres Schöpfers. Mit dem hellen Licht und dem Himmel der Lagunenstadt war Piranesi groß geworden. Sie spiegeln sich auch in seinem grafischen Werk. Ein Maler mit der Radiernadel ist der Italiener, der Landschaft und Stimmungen wirkungsvoll einsetzt, um die Monumente Roms in neuem Licht erscheinen zu lassen. Geradezu romantisch setzt er den Verfall des antiken Erbes ins Bild. Das Volk von Rom, das in allen Blättern mit seinen Alltagsgeschäften zugange ist, wirkt vor den Bauten wie Liliputaner im Lande Gullivers. Auch in diesen Blättern wird der Vorwurf laut, den Piranesi später in seinen Ansichten der Antikendenkmäler verstärkt: Das verständnislose christliche Rom lässt sein antikes Erbe verkommen und erstickt sie mit Neu -und Anbauten. bis 17. Juni, Mi bis Fr 12 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr, Kunsthaus am Museum, Ostallee 45, 54290 Trier,Telefon: 0651/4367673

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