Romantik, Leidenschaft, Feuer und Anarchie

Tradition trifft Moderne und der Osten den Westen. Die vom TV präsentierte "Disko Partizani Tour" brachte am Samstag mit mondänen französischen Chansons und Balkan-Blasmusik für Tanzwütige frischen Beat in die römischen Gemäuer.

Trier. (mehi) Der Abend beginnt entspannt. Vogelgezwitscher schallt durch die Thermen, Pascal Parisot betritt mit seiner Gitarre die Bühne. "Tout va bien" - dabei sieht es anfangs nicht aus, als würde alles bestens laufen, kommen doch die ersten Konzertbesucher in den seltenen Genuss des Soundchecks. Doch dann stehen Rolf Witteler und Oliver Fröschke, die Labelchefs der Franzosen, an den Plattentellern und beweisen mit ihren Chansons der "Nouvelle Scène Française", dass unterm Eiffelturm cool gegroovt wird.Begleitet wird Parisot, der auch mal in die Tasten greift, von Partnerin Frédérique Dastrevigne an Banjo, Bass und Melodica. In seinen Songs schwingt oft eine komische, zuweilen selbstironische Note mit. "Mais que dit-on?" sagt er, beschreibt, "was meine Freunde über mich reden, wenn ich nicht da bin". Und auch "Je veux être extraordinaire" schlägt in diese Kerbe. Fredda steuert zwei Songs von ihrem neuen Album "Toutes mes aventures" bei.Holden, die in Trier als Trio auftreten, überzeugen mit einer Mischung aus Indie-Pop, Chanson, elektronischem Groove und typisch verführerischem, französischen Charme. "Comme une fille" haucht Armelle Pioline ins Mikro und sieht mit ihrem knappen 60er-Retro-Minikleid selbst etwas mädchenhaft aus. Bei "Madrid" sorgt der Bossanova-Rhythmus für exotische Abwechslung.Shantel, der als Stefan Hantel einige Jahre in Trier lebte, beginnt alleine am DJ-Pult. Nach und nach stößt sein sechsköpfiges Bucovina Club Orkestar dazu. Noch sind nicht alle Musiker auf der Bühne, da hält es das Publikum nicht mehr auf den Bänken. Alles wippt im Takt, die ersten tanzen, später wird keiner mehr still stehen. Staubwolken steigen in den Himmel. Richtig ausgelassen wird die Party, als die temperamentvolle Serbin Vesna Petkovi ans Mikro tritt. Schwermütige russische Weisen enden im fetzigen Ska, Balkan-Blasmusik erhält elektronische Beschleunigung, Bauchtanz kommt im HipHop-Beat und jiddischer Klezmer als Rock 'n' Roll.Erneut hat Veranstalter Ingo Popp das Experiment gewagt, außergewöhnliche Künstler in diese außergewöhnliche Open-Air-Stätte zu holen. Die 300 begeisterten Konzertbesucher danken es ihm mit einer ausgelassenen Party und haben sich die drei Zugaben redlich ertanzt.

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