Romeo und Julia in der Produktion

Trier · Noch eine Woche bis zur mit Spannung erwarteten Premiere der "West Side Story" in der alten Bobinet-Fabrikhalle in Trier-West. Auf die größte Trierer Theaterproduktion seit Jahren freuen sich zwei Künstler besonders: Joana Caspar und Carsten Lepper, die die Hauptrollen spielen.

 Spielen auf Betonboden: Für Joana Caspar und Carsten Lepper ist die „West Side Story“ ein „Knieschoner-Stück“. Foto: Theater Trier

Spielen auf Betonboden: Für Joana Caspar und Carsten Lepper ist die „West Side Story“ ein „Knieschoner-Stück“. Foto: Theater Trier

Trier. Auch wenn sie in Leonard Bernsteins Musical Tony und Maria heißen: Das tragische Liebespaar der "West Side Story" ist unübersehbar Shakespeares Romeo und Julia nachempfunden. Nur eben nicht im alten Verona, sondern in einer modernen amerikanischen Vorstadt. Und am Ende sind auch nicht beide tot, sondern nur einer.
Zumindest in Trier gibt es noch einen Unterschied: Tony und Maria müssen die deutlich längeren Wege zurücklegen. Das hat mit den imposanten Ausmaßen der Bobinet-Halle zu tun, die künftig das Herzstück eines neuen Stadtviertels ausmachen soll. Deshalb ist die Entwicklungsgesellschaft EGP als Partner des Theaters für die Mammutproduktion eingestiegen. Der industrielle Charme des Ambientes soll neue Zielgruppen in den Trie rer Westen locken.
Für Joana Caspar hat das die Nebenwirkung, dass sie bei den Proben ab und zu mit dem Fahrrad in die Garderobe fährt, um Zeit zu gewinnen. Und Carsten Lepper bezeichnet die "West Side Story" angesichts des harten, rauen Betonbodens als "Knieschoner-Stück". Aber der Begeisterung tut das keinen Abbruch, im Gegenteil: Der Spielort sei "genial", sagen beide, auch wenn man manchmal das Gefühl habe, "auf einem Fußballfeld zu sein".
Lepper ist Musicalprofi mit großem Erfahrungsschatz, hat gerade noch in Klagenfurt bei "Miss Saigon" mitgewirkt. Joana Caspar ist klassische Opern-Sopranistin im Trierer Ensemble, war im Sommer noch bei Wagners "Ring" in Weimar dabei - und hat die "West Side Story" noch nie gesehen. Die Mischung aus genre-erfahrenen Gästen und Ensemblemitgliedern zieht sich durch die gesamte Produktion und ist eine der vielen Herausforderungen für Regisseur Sven Grützmacher, der beim Auftakt der Abschlussproben wie ein Fels in der Brandung an seinem Arbeitstisch sitzt, umgeben von Coffee to go, Laptop und einem Berg Notizzettel.
Derweil springen die verfeindeten Jets und Sharks durch die Kulisse aus Wellblech-Gemälden, Graffiti und Holzpaletten. Ausstatter Dirk Immich hat nichts kaschiert, nichts verkleidet, die Fabrikhalle selbst ist das Bühnenbild. Im Vorraum steht eine gigantische Theke, kombiniert mit Stahlinstallationen. In dieser hippen Kulisse wird die Restauration Platz finden - als Brückenkopf zwischen Kultur und Geschäft. Das hat etwas für Trier ungewohnt Großstädtisches.
Freilich kann allzu viel Realismus auch den Spaß am Spiel verleiden, ein bisschen Illusion muss sein. Und so hängen inzwischen Hundertschaften von Scheinwerfern über der Spielfläche, verdecken riesige schwarze Stoffbahnen die Dachfenster, ragen Batterien von Lautsprecherboxen in Richtung der Zuschauertribüne.
Denn ohne Elektronik geht es bei diesen Ausmaßen nicht. Das Orchester wird, live spielend, im Nebenraum sitzen, der Sound wird komplett abgemischt. Normal für einen Musicalsänger wie Carsten Lepper, ungewohnt für eine Opernsängerin wie Joana Caspar. "Ein komisches Gefühl, nicht alleine Herr seiner Stimme zu sein", sagt die 33-Jährige.
Dass die "West Side Story" für das Trierer Theater eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche Produktion ist, ist den beiden wichtigsten Akteuren klar. Und selbst Inspizienten-Urgestein Heribert Schmitt, seit gefühlten 40 Jahren bei jeder größeren Produktion dabei, sagt staunend: "So was hatte ich noch nicht."

Der TV verlost mit der Bitburger Brauerei als Sponsor des Theaters Trier zweimal zwei Karten für die ausverkaufte Premiere am 27. August. Rufen Sie am Wochenende unsere Hotline 01379-375007 an (50 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk- oder Preise anderer Anbieter sind gegebenenfalls erheblich höher), und nennen Sie das Stichwort "West Side Story". Die Gewinner werden benachrichtigt. hou

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