Routiniert, locker, unterkühlt: Blues im Energiesparprogramm

Trier · Sie haben ihre Musik im Griff - Henrik Freischlader und seine Band. Der Stilmix aus Funk, Rock und Blues mit ausgeprägten Balladen-Elementen passt. Trotzdem wollte sich im Trierer Exhaus die ganz große Begeisterung nicht recht einstellen.

 ... aber mit verschmitztem Humor: Henrik Freischlader im Exhaus. TV-Foto: Martin Möller

... aber mit verschmitztem Humor: Henrik Freischlader im Exhaus. TV-Foto: Martin Möller

Trier. Die ersten Fans kamen früh. Als das Trierer Ex-Haus um viertel nach sieben zum Konzert von Henrik Freischlader öffnete, hatte sich vor dem Eingang schon eine Traube von gut 50 Personen gebildet. Und kurz vor Konzertbeginn war das unbestuhlte Gewölbe zu etwa zwei Dritteln belegt. Die Erwartungen der etwa 250 Besucher waren hoch. "Freischlader ist einer der besten Blues-Giarristen. Ich spiele selber Blues-Gitarre und bin gekommen, um mich inspirieren zu lassen", sagte einer.
Selbstverständlich bedient Freischlader solche Wünsche. Seine Songs aus der aktuellen CD "Night Train to Budapest", aber auch aus älteren Alben verbinden einfallsreich Stilelemente wie Funk, Rock und Blues und greifen gelegentlich einen melancholischen Balladen-Tonfall auf. Bassist Theofilos Fotiadis und Schlagzeuger Björn Krüger sind stilistisch und im Zusammenspiel bestens auf Freischlader eingestellt. Und Moritz Fuhrhop an der Hammond-Orgel hüllt die rockigen Rhythmen seiner Kollegen in sachte Harmonien ein und produziert ein musikalisches Raumgefühl, das im engen Exhaus-Keller wohltuend entspannt. Und selbstverständlich beherrscht Freischlader seine Gitarre aus dem FF, singt dazu sauber und sicher und verbreitet mit seinem Wuppertaler Tonfall auch einigen Humor.
Trotzdem blieb die ganz große Begeisterung aus. Was von der Bühne kam, klang routiniert und stellenweise unterkühlt. Freischlader hatte sich und seiner Band eine Art Energiesparprogramm verordnet - eine Tournee mit 21 Konzerten in knapp einem Monat, das bleibt nicht in den Kleidern hängen.
Im akustisch nicht gerade günstigen Keller jedenfalls blieben Freischlader und seine Mitstreiter merkwürdig blass und ideenlos. Die Soli auf Gitarre und Hammond-Orgel klangen brillant, aber auch schematisch. Und dem Gesang fehlten die Farbnuancen. Überhaupt: Wenn die Impulse ausbleiben, driften die schwerblütigen Blues-Rhythmen in Richtung Monotonie ab, und nur die Professionalität aller Beteiligten bewahrte diesen Auftritt vor Langeweile.
Da hatte die Hardrock-Vorgruppe Max Bahrt and the Backdraft mehr Energie parat. Der blutjunge Bahrt zerriss sich fast auf der Bühne - ein hochbegabter Gitarrist, der sich sängerisch allerdings noch entwickeln muss. Das Publikum quittierte seinen Einsatz mit reserviertem Inter esse. mö

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