Ruhiges Gewässer mit Untiefen

Trier · Die Gesellschaft für Bildende Kunst Trier zeigt ihre Jahresausstellung in der Tufa.

Überzeugend: das Gemälde „Spazierfahrt 2016“ von Birte Svea Metzdorf. Foto: Eva-Maria Reuther

Überzeugend: das Gemälde „Spazierfahrt 2016“ von Birte Svea Metzdorf. Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier Das waren noch Zeiten, als vor 30 Jahren eine Gruppe Künstler, die von der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst bei der traditionellen Jahresausstellung ausjuriert worden war, auszog, um in der Trierer Tufa eine eigene Ausstellung zu organisieren.
Die Protestler von damals sind inzwischen Geschichte. Längst ist die Tufa als Veranstaltungsort der alljährlichen Leistungsschau der Gesellschaft etabliert. Die Diskussion um eine jurierte oder doch besser unjurierte Ausstellung ist dagegen nach wie vor lebendig und unentschieden. Einmal mehr präsentiert die Kunstvereinigung in diesem Jahr eine nicht jurierte Schau. Das ist durchaus vertretbar angesichts der Aufgabe des Vereins, allen Künstler-Mitgliedern angemessen die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen. Zudem können unjurierte Ausstellungen dazu beitragen, bislang unbekannte Positionen zu fördern und neue Impulse zu geben. "Experimente und Überraschungen sind erwünscht", heißt es folgerichtig im Pressetext zur Jahresausstellung. Aber genau die fehlen der aktuellen Schau. Mehr als 40 künstlerische Positionen sind zu sehen. Dazu kommen die Gewinner des gemeinsam mit der Europäischen Kunstakademie ausgelobten Abi-Preises, der wie der Name sagt, seit 2009 an künstlerisch talentierte Abiturienten vergeben wird. Obwohl der überwiegende Teil der Arbeiten aus diesem und dem letzten Jahr stammt, bieten sie im Wesentlichen nichts Neues. Man hat vielmehr den Eindruck, sie bereits seit langem zu kennen. Statt Entwicklung oder gar experimenteller Risikofreude präsentiert die Jahresausstellung künstlerische Stagnation und Geruhsamkeit. Außerdem enthält die Schau mit ihrer Mischung aus Malerei (sie bildet wie stets das Übergewicht), Grafik, Fotografie und Bildhauerei, eine große Zahl schwacher Arbeiten. Selbst eine interessante, eigenwillige Position, wie die der Fotografin Karola Perrot, ist mit wenig überzeugenden Beiträgen vertreten.
Enttäuschend fallen auch die Arbeiten der Abiturienten aus. Einen wirklich zeitgenössischen jugendkulturellen Beitrag legt einzig Anne Permesang mit ihren Fotografien vor. Wenig phantasievoll und konventionell bleiben dagegen die Arbeiten ihrer Abiturienten-Kollegen.
Als Maler überzeugen Karl Willems und seine junge Kollegin Birte Svea Metzdorf. Fotograf Christian Hans zeigt atmosphärisch schöne Trier Ansichten, die ganz entschieden vom Format und der Beschränkung auf Schwarz-weiß leben. Wo es überraschend wird, bleibt es unverständlich, so wie bei Andreas Hamachers in Christo Manier verhüllter Skulptur. Die Kunst ist bekanntlich ein Ort der Selbstvergewisserung sprich der kritischen Innen- und Außenschau. Die aktuelle Jahresausstellung in der Tufa zeigt eine Kunstschau, die einem ruhigen Gewässer gleicht, das allerdings jede Menge Untiefen hat.
Geöffnet bis 29. Oktober, Di., Mi. und Fr.: 14 bis 17 Uhr, Do 17 bis 20 Uhr, Sa., So. und Feiertage: 11 bis 17 Uhr,
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