Rundum homogen: Vier mal Schumann

Luxemburg · Im Rahmen der Konzertreihe "Grands orchestres" konzertieren die weltweit renommiertesten Klangkörper in Luxemburg. Mit den Wiener Philharmonikern war am Dienstagabend eines der traditonsreichsten und musikhistorisch bedeutsamsten Spitzenorchester zu Gast.

Luxemburg. Traditionsverbundenheit und ein einzigartig homogener, stark am Ideal der Klassik orientierter und unverwechselbarer Orchesterklang zeichnen die seit fast 170 Jahren bestehenden Wiener Philharmoniker aus. Unter Christian Thielemann brachten die überwiegend männlichen Musiker ein reines Schumann-Programm zu Gehör und überzeugten die etwa 1300 Zuhörer in der ausverkauften Luxemburger Philharmonie.
Wenig Abwechslung


Das Programm konnte insofern als außergewöhnlich gelten, als es durch die Beschränkung auf einen Komponisten und die Auswahl der bis auf eine Ausnahme allesamt aus dem Jahre 1841 datierenden Stücke von stilistischer Homogenität geprägt war. Fraglich ist, ob es für das Publikum nicht ansprechender gewesen wäre, gemäß der Maxime "Variatio delectat" (deutsch: Abwechslung erfreut) ein wenig mehr auf Abwechslung zu setzen.
Eröffnet wurde der Abend durch das suitenähnliche Stück "Ouvertüre, Scherzo und Finale in E-Dur", dem die programmatisch orientierte 1. Sinfonie ("Frühlingssinfonie") in B-Dur folgte. Dabei animierte Thielemann die Wiener durch sein dynamisches Dirigat zu einer Interpretation, die einerseits frisch und schwungvoll, andererseits jedoch an der einen oder anderen Stelle hinsichtlich der Phrasierung etwas ausufernd und überzogen wirkte. Die zweite Konzerthälfte wurde mit der Phantasie für Violine und Orchester in a-Moll op. 131 eröffnet. Mit diesem etwas sperrigen, von einem Schumann-Zeitgenossen als "Gelegenheitsstück, und zwar durchaus kein glückliches" bezeichneten Werk hatte der Zuhörer seine Mühe, wollte sich dieses umstrittene, erst 1853 entstandene Virtuosenstück im klassischen Gewand doch nicht recht in das auf Einheitlichkeit zielende Programm integrieren.
Den diffizilen, technisch anspruchsvollen Solopart übernahm der Konzertmeister Rainer Küchl. Während der Geiger in seiner Funktion als Konzertmeister den Klangkörper energisch und mit größter Souveränität führte, konnte er als Solist weitaus weniger brillieren: Einige unsaubere und technisch nicht gänzlich beherrschte Passagen sowie diverse Schwächen im Zusammenspiel mit dem Orchester trübten den ansonsten positiven Eindruck des kompetenten Musikers.
Romantische Klangsprache


Den Abschluss des Konzertabends bildete die 4. Sinfonie, die 1841 als 2. Sinfonie entstand, 1851 jedoch vollständig umorchestriert wurde.
Als erstklassiger Wagner- und Strauss-Interpret bekannt, bewies Thielemann höchste Sensibilität für die romantische Klangsprache. Sehr viel mehr als in den übrigen Werken des Abends spielte er mit dem Kontrast der fast wagnerhaft anmutenden, durch sein energiegeladenes Dirigat erzeugten monumentalen Fülle und feinen romantisch-wehmütigen Nuancen und Zwischentönen, die er mit gleicher Vehemenz vom Orchester einforderte.

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