Nachruf Sag Hallo zum Himmel - Soundgarden-Sänger Chris Cornell ist tot

Los Angeles · Chris Cornell galt als Mitbegründer der Grunge-Rock-Szene. Mit seiner Band Soundgarden feierte er weltweit Erfolge, vor allem mit der Hymne „Black Hole Sun“. Jetzt ist der Sänger im Alter von nur 52 Jahren gestorben.

Seattle, 1991. Nirvana veröffentlicht das Album "Nevermind", Pearl Jam bringt "Ten" heraus. Und dann gibt es da noch das Album einer Band namens Temple Of The Dog. Chris Cornell, damals 26 Jahre alt und seit 1984 Sänger von Soundgarden, hat sie gegründet. Der Gründungsmythos von Temple Of The Dog zeigt, wie eng die Grunge-Szene der 1990er Jahre verwoben war. Nachdem Cornells Mitbewohner Andrew Wood an einer Überdosis starb, schrieb er einige Lieder, die nicht zu Soundgarden passten. Er holte sich Stone Gossard und Jeff Ament aus Woods ehemaliger Band Mother Love Bone mit ins Boot. Weil die beiden auch bei Pearl Jam spielen, war auch der Rest der Gruppe um Sänger Eddie Vedder mit im Boot. Als eine Art Super-Grunge-Band veröffentlichten Temple Of The Dog ihr erstes und einziges Album.

In den folgenden Jahren eroberte die Szene von Seattle aus die ganze Welt. Und Cornell war immer zentral für sie, vielleicht sogar wichtiger als Kurt Cobain. Während sich dieser mit 27 Jahren am 5. April 1994 selbst erschoss, blieb Cornells Talent der Welt noch lange erhalten. Er hatte eine der herausragendsten Stimmen der gesamten amerikanischen Rockgeschichte der vergangenen 30 Jahre.

Songs wie "Black Hole Sun" oder "The Day I Tried to Live" vom weltweit neun Millionen mal verkauften Album "Superunknown" (1995) sind unvergessen. Für Cornells zentrale Rolle in der amerikanischen Musikbranche spricht auch, dass er von 2001 bis 2007 in der Gruppe Audioslave mit Ex-Mitgliedern eines anderen musikalischen Schwergewichts der 90er Jahre auf der Bühne stand. Seine Bandkollegen Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk gehörten früher zu Rage Against The Machine. Dass Cornell sich musikalisch anders orientieren musste, lag an der Aufslösung von Soundgarden im Jahr 1997. Allerdings kam es 2010 zur Wiedervereinigung der Musiker aus Seattle.

An die Erfolge der Vergangenheit konnte die Band aber nicht mehr anknüpfen. Ein letzter großer Erfolg war "You Know My Name" aus dem James-Bond-Film "Casino Royale". Cornells prägnante Stimme, die vier Oktaven umfasste, verzauberte die Fans trotzdem weiter. Noch am Mittwochabend ist er mit Soundgarden in Detroit gewesen. Vor dem Auftritt hatte der Musiker seinen letzten Tweet abgesetzt: Ein Bild vom Auftrittsort, dem "Fox Theatre" und die Worte "#Detroit - endlich zurück in Rock City!!!".

Und es sollte sein letzter Auftritt werden. Cornell ist überraschend mit 52 Jahren gestorben. Laut einem medizinischen Gutachten hat Cornell sich erhängt. Seine Familie ist schockiert, die Fans ebenso. Was bestehen bleibt, ist die Erinnerung an all die schönen Songs, die Cornell gesungen und geschrieben hat, an all die Töne, die wohl nur er treffen konnte. Ein Refrain hallt nun nach, den Cornell vor 27 Jahren geschrieben hat, nachdem sich sein guter Freund Andrew Wood den tödlichen Schuss gesetzt hatte. Es ist einer der Songs, der mit Soundgarden nicht funktionieren wollte und der zur Gründung von Temple Of The Dog führte. Eine, der Zeilen, die Cornell besonders inbrünstig sang: "Say hello to Heaven" (Sag Hallo zum Himmel).

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