Saite für Saite Hochspannung

Trier · Die Reihe "Weltmusik" gehört zu den Edelsteinen im Trierer Konzertbetrieb. Jenseits aller Schubladen findet zusammen, was zusammengehört. Zum Beispiel zwei ganz unterschiedliche Kult-Cellisten der Extraklasse.

 Alles unter Kontrolle? Dirigent Victor Puhl und seine Matadore André Mergenthal (links) und Wolfram Huschke. TV-Foto: Klaus Kimmling

Alles unter Kontrolle? Dirigent Victor Puhl und seine Matadore André Mergenthal (links) und Wolfram Huschke. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Spätestens seit der Neu-Auflage von Udo Lindenbergs altem Hit "Cello" samt zugehörigem Video weiß man, wer an einem Violoncello sitzt: eine unnahbare Göttin mit langen Beinen und hohen Stiefeln.
Und dann das. Zwei Herren mit leuchtendem Kahlkopf. Der eine wirkt auf den ersten Blick wie ein Sozialarbeiter in einem thüringischen Kleinstadt-Jugendzentrum. Der andere würde äußerlich locker als Standup-Comedian in einer luxemburgischen Fernsehshow durchgehen. Und das an diesem hochseriösen Instrument, das auch Stehgeige genannt wird, obwohl man es gemeinhin im Sitzen spielt.
Wehe, wenn sie losgelassen. Ihre Titel heißen schon mal "Kopfschmerz", "Tristessa", "Hasta la vista, Baby" oder "Gailer Lärm". Viel Selbstkomponiertes und Improvisiertes sind dabei, aber auch Klassiker von de Falla. Wenn die Stimmung danach ist, könnte es als Zugabe was von Jimi Hendrix geben. Mal sehen, sagt Dirigent Victor Puhl, der mit den Trierer Sinfonikern und den "Planeten" von Gustav Holst den musikalischen Rahmen vorgibt.
Kaum zu glauben, dass sich die beiden Herren mit den Charakterköpfen vor ein paar Tagen noch gar nicht kannten. Wolfram Huschke, der gebürtige Thüringer mit dem raren E-Cello, zieht seit Jahren erfolgreich durch bundesdeutsche Konzertsäle, wirft eine CD nach der anderen auf den Markt, moderiert Radio-Sendungen. André Mergenthaler ist einer der Großen der Luxemburgischen Musikszene, konzertiert, schreibt Musiken für Film und Theater. Gekreuzt haben sich ihre Wege nie.
Da kommt Victor Puhl ins Spiel. Der Trierer Generalmusikdirektor hatte beide Künstler im Theater zu Gast. Huschke kam für die Uraufführung einer eigenen Komposition mit seinem "Rock\'n Cello" nach Trier, Mergenthal schuf live, unter der Bühnendecke schwebend, den filigranen Soundtrack für das Tanzstück "Träumerei".
Zwei solche Instrumental-Giganten müsste man doch mal unter einen Hut kriegen können, mag sich Puhl gedacht haben - nun ist sein Plan Realität geworden. Auch wenn er ahnt, dass er "absolut nicht weiß, was da rauskommt". André Mergenthaler ist da optimistisch: "Es wird viele Kontraste geben, und genau so mag ich das auch".
Vom ursprünglichen Konzept, die beiden Cellisten quasi gegeneinander antreten zu lassen, ist man bei der Vorbereitung abgerückt. Das Duell bestreiten die beiden Solisten gemeinsam gegen das - zahlenmäßig fraglos überlegene - Orchester. Der Vorgeschmack bei den Proben verspricht einen Mix aus wildem Wettbewerb, saftigem Sound und rührender Romantik. Und vor allem zwei Performance-Künstler bei der Arbeit, die über die Gepflogenheiten eines "normalen" Konzerts weit hinausgehen.
Duell der Giganten, Donnerstag, 21. Juni, 20 Uhr.

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