Saitenzauber pur

Ein begnadetes Gitarristen-Talent erlebten Konzertbesucher im Trifolion Echternach beim Auftritt des Diknu Schneeberger Trios. Der erst 19 Jahre alte Namensgeber der Gypsy-Jazz-Formation präsentierte sich in einem überwiegend Django Reinhardt gewidmeten Programm als dessen virtuoser Erbe.

 Mitreißenden Gypsy-Jazz im Stile Django Reinhardts spielen Diknu Schneeberger (links), Joschi Schneeberger (Mitte) und Martin Spitzer (rechts) im Trifolion Echternach. TV-Foto: Anke Emmerling

Mitreißenden Gypsy-Jazz im Stile Django Reinhardts spielen Diknu Schneeberger (links), Joschi Schneeberger (Mitte) und Martin Spitzer (rechts) im Trifolion Echternach. TV-Foto: Anke Emmerling

Echternach. (ae) Als Ausnahmeerscheinung und Stern am Gitarristen-Himmel wird Diknu Schneeberger, Spross einer Wiener Sinti-Familie, bezeichnet. Dass er das wirklich ist, daran lässt sein Auftritt in Echternach absolut keinen Zweifel. Der blutjung wirkende Neunzehnjährige, der erst mit Vierzehn überhaupt angefangen hat Gitarre zu spielen, greift mit einer Virtuosität in die Saiten, dass einem der Atem stockt.

Zusammen mit seinem, wie er charmant formuliert, "Freund und Vater" Joschi Schneeberger am Kontrabass sowie seinem ehemaligen Lehrer und jetzigen Begleiter, dem Wiener Jazzgitarristen Martin Spitzer, spielt er rasanten Swing, fein fließenden Walzer und sensible Bossa-Rhythmen im typischen Stil des Sinti- und Roma-Jazz.

Augenblicklich denkt man an Django Reinhardt, und tatsächlich stammt ein Großteil der Stücke des Programms, wie zum Beispiel "Minor Swing" oder "Minor Blues" aus seiner Feder. Reinhardt sei sein großes Idol, bekennt Diknu Schneeberger und erweist sich dem damit verbundenen Anspruch in jeder Beziehung würdig. Mit einem ausgefeilten und ausgereiften Gespür für Rhythmus, Melodik, feinste Nuancen und ebensolchen Witz bereitet er seinen Zuhörern ein musikalisches Vergnügen, das von Kopf, Herz und Gliedern gleichermaßen Besitz ergreift.

Swingende Arrangements, melodische Kompositionen



Und das nicht nur bei Reinhardt-Titeln, sondern auch bei mitreißend swingenden und perlenden Arrangements von Standards wie "Sweet Georgia Brown", bei Chick Koreas "Spain" mit Gänsehautfaktor oder einer rasenden Duke-Ellington-Nummer. Als Solist steht er im Vordergrund, doch auch seine Triopartner begeistern. Martin Spitzer, der als Rhythmus-Gitarrist echte Schwerstarbeit leistet, zeigt in der sehr gefühlvollen Solointerpretation einer Reinhardt-Ballade wahre Klasse. Joschi Schneeberger sorgt mit warmen Kontrabasssoli und einigen sehr schönen melodischen Kompositionen für Aufsehen. Das Publikum bedankt sich mit nicht enden wollenden Zugaben-Wünschen, brandendem Applaus und enormem Ansturm auf CDs für über zwei Stunden Saitenzauber pur.

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