Salsa, Mojitos und eine Lokomotive nach Kuba

Freudenburg · Ein warmer Juli-Abend, lateinamerikanische Rhythmen und eine mythische Szenerie, das sind die Zutaten für einen perfekten Freilicht-Sommerabend an der Freudenburger Burg mit der kubanischen Sängerin Addys Mercedes.

 Addys Mercedes bringt lateinamerikanische Stimmung auf die Bühne in Freudenburg. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Addys Mercedes bringt lateinamerikanische Stimmung auf die Bühne in Freudenburg. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Freudenburg. Fast schon kitschig schön ist die Atmosphäre, in die die 100 Zuschauer am Samstagabend in Freudenburg eintauchen: Im Westen geht über den grünen Hügeln des Saargaus die Sonne unter, um 21 Uhr hat es noch angenehme 21 Grad, ein kühler Mojito prickelt im Glas, und auf der Bühne vor den imposanten Mauern der Burg spielen sich vier Musiker mit Salsa-Rhythmen die Seele aus dem Leib. Manche Paare tanzen, einige sind ganz in den warmen Gesang der bezaubernden Kubanerin Addys Mercedes versunken.
Christof Kramp von der Saarburger Agentur Station-K schafft es immer wieder, außergewöhnliche Künstler in den äußersten Südwesten der Republik zu locken. Diesmal gibt es Weltmusik mit Latin-Einschlag von einer Künstlerin, die schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt, aber ihre heimatlichen Wurzeln pflegt. Immer wieder reist Addys Mercedes nach Kuba, um ihre kulturelle Sehnsucht zu pflegen und - wie sie lachend anmerkt - Reis zu essen; an die allgegenwärtigen deutschen Kartoffeln hat sie sich noch nicht vollends gewöhnt. Wenn sie die isst, dann mit "Aji Cachucha" natürlich, das ist kubanischer Chili, und so heißt auch einer ihrer Songs. Aber auch da gibt es einen "Sabado Roto", den vermurksten Samstag, der allerdings mit Mojito-Cocktails und Salsa tanzen erträglich wird.
Überhaupt handeln die Lieder von Addys Mercedes meist nicht von Liebesfreuden und Herzeleid sondern von den kleinen Anekdoten des Lebens, teils fröhlich, teils melancholisch.
In "Extrana" geht es um Fremdartigkeit, ein Gefühl das Addys durchaus kennt, bei "Silbando a la Luna" wird der Mond angepfiffen, und "Dona Rosa" ist die verstorbene Dame von der sie ihr erstes Bühnen-Kleid "erbte".
Dabei wird die Traurigkeit immer von der Lebensfreude überlagert, schon nach wenigen Stücken gehen die Zuschauer mit, klatschen und singen den Refrain. Der ganze Freiluft-Club bebt und der Riesling schwappt beim Steh- oder Sitz-Salsa fast aus den Kelchen. Addys Stimme geht von den Ohren über das Herz und den Bauch direkt in die Beine, ihr warmes und tiefes Timbre tut ein Übriges. In der Band wird sie begleitet von ihrer Tochter Lia (Geige, Piano, Percussion), ihrem Lebensgefährten Cae Davis (Bass, Gitarre, Cajon) und dem "adoptierten Onkel" Pomez die Lorenzo. Ein lupenreines Family-Business also, entsprechend locker ist die Stimmung auch hinter der Bühne. Addys selbst spielt auch noch Gitarre und trommelt auf dem Cajon.
Volle zwei Stunden lang plus erjubelten Zugaben geht das Konzert, wahrlich ein perfekter Sommerabend.
Wer Addys Mercedes live hören möchte, komme am 19.November in die Trierer Tufa. Im September erscheint schon ihr neues Album "Locomotora a Cuba", dessen Titelsong sie auf der Burg schon singt, diesmal mit durchaus politischer Aussage über eine imaginäre Lokomotive, die über das Meer in das noch isolierte Revolutions-Kuba fährt und die Völker verbinden möge. Ein schöner Gedanke! DT

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