Schatzsuche im Weltraum

Asteroiden sind nicht nur eine Goldgrube für die Wissenschaft. Auch wirtschaftlich sind sie höchst interessant. Viele von ihnen enthalten große Mengen wertvoller Substanzen wie Platin und Gold. Nun beginnen die ersten Unternehmen darüber nachzudenken, wie dieser Schatz zu heben ist.

Saarbrücken. Der Ursprung vieler Erzlagerstätten der Erde liegt im All. Sie sind Überbleibsel einer längst vergessenen Katastrophe: dem Aufprall eines Asteroiden. Astronomische Beobachtungen haben mittlerweile bestätigt, dass viele dieser kosmischen Kleinkörper, die oft nur wenige Kilometer messen, reich an Metallen wie Eisen, Nickel, Platin und Gold sowie den sogenannten Seltenen Erden Yttrium und Lanthan sind, die in der Halbleiterindustrie benötigt werden. Andere enthalten Titan, Phosphor und Schwefel. Auch verschiedene gefrorene Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel Erdgas und dazu Wasser sind reichlich vorhanden.
Es sei nun an der Zeit, gezielt nach Weltraumobjekten zu suchen, bei denen sich der Abbau lohnen könnte, verkündete Eric Anderson, Gründer des Unternehmens Planetary Resources unlängst in Los Angeles. Das Unternehmen will 2014 den ersten von fünf Satelliten zur gezielten kosmischen Rohstoffsuche starten.
Viele technische Probleme


Zwei weitere US-Unternehmen, Deep Space Industries aus dem US-Bundessaat Virginia und Golden Spike aus Colorado, wollen im kommenden Jahrzehnt mit dem Bergbau im Weltraum beginnen. Finanziell unterstützt werden die kosmischen Schatzsucher von den Google-Millionären Larry Page und Eric Schmidt sowie dem Filmregisseur James Cameron.
Wer die Schätze des Weltraums heben will, hat zuerst einmal riesige technische Probleme zu bewältigen. "Der Bergbau im All ist eine große technische Herausforderung an die Robotik und Verfahrenstechnik", so der Ingenieur Kris Zacny, Gründer des New Yorker Unternehmens HoneyBee Robotics, das derzeit in Kooperation mit der Nasa Lösungen für die kosmische Rohstoffförderung entwickelt.
Langfristig bereitet die Nasa bemannte Flüge zu Kleinplaneten mit ihrer geplanten Raumkapsel Orion vor. Vor wenigen Wochen wurden die ersten neun Astronauten ausgewählt. Ein Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 einen Asteroiden einzufangen und in eine Mondumlaufbahn zu bugsieren. Dort sollen dann seine Rohstoffe geborgen und zur Erde gebracht werden.
Im Jahr 2016 ist der Start mehrerer Robotermissionen geplant. Die Nasa will die Raumsonde Osiris-Rex zum knapp 600 Meter großen Asteroiden 1999 RQ36 Bennu schicken. Europäer und Japaner wollen die Sonde Hayabusa 2/MarcoPolo zum Kleinplaneten 1999 JU3 senden und das Unternehmen Deep Space Industries aus Virginia plant den Start von vier quaderförmigen Kleinsatelliten von PC-Größe, sogenannten Cubesats, zu noch nicht näher genannten Zielen. Sie sollen dort nach wertvollen Metallen und anderen Schätzen suchen und Oberflächenmaterial zur Erde bringen.
Tankstelle für Astronauten


"Langfristig könnten von der kosmischen Rohstoffsuche auch Astronauten auf Reisen zwischen den Planeten profitieren", so der Roboterexperte Kris Zacny, der im Auftrag der Nasa an kosmischen Bergbautechniken arbeitet. Wenn bei der Rohstoffsuche auch Wasser gefunden wird, hätten die Raumfahrer gewissermaßen eine Tankstelle im All. Sie müssten dann nicht ihren gesamten Wasservorrat für eine Mission von der Erde mitnehmen. Das könnte die Startkosten erheblich senken. NP
Extra

Wem gehört ein Asteroid und die Rohstoffe, die dort gefördert werden? Das ist umstritten. Ein von den USA und der einstigen UdSSR im Jahr 1967 ausgehandeltes Weltraum-Abkommen schließt Territorialansprüche von Staaten aus. Doch davon wäre der kommerzielle Bergbau nicht betroffen, argumentiert Eric Anderson, Mitgründer des US-Unternehmens Planetary Resources. So sieht es auch der auf Weltraumrecht spezialisierte Jurist Michael Gold. Er schrieb in der "New York Times", der von den USA und der UdSSR stammende "Outer Space Treaty" sei nach Ende des Kalten Krieges ein zahnloser Tiger.NP

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort