Schau mir in die Augen, Kleiner

Mit der neuen Schau "HundeAugenBlicke" wollen die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) und das Landesmuseum Koblenz in den Viehmarktthermen einen Beitrag zur zeitgenössischen Fotografie leisten. Gezeigt werden Hundefotos der Tierfotografin Ruth Marcus.

 Die Ausstellung „HundeAugenBlicke“ mit Fotografien von Ruth Marcus ist derzeit in den Viehmarktthermen zu sehen. Foto: Ruth Marcus

Die Ausstellung „HundeAugenBlicke“ mit Fotografien von Ruth Marcus ist derzeit in den Viehmarktthermen zu sehen. Foto: Ruth Marcus

Trier. (er) "Was spricht der Hund", pflegte Großvater seinen Dackel bei schwierigen Problemen zu fragen. Der antwortete wie mancher Politiker mit tierischen Gemeinplätzen, soll heißen: mit einem stereotypen "Wau, Wau". Das Bild vom Hund in der menschlichen Gesellschaft ist vielfältig. Als Gefährte des Menschen, als Hüter des Hauses, ja sogar als der bessere Mensch gelten die Vierbeiner mancherorts. Auch der eigenen Statur nützt der Hund. Mit dem braven Tier zu seinen Füßen wird der Mann zum Herr. Von solch menschlichen Zumutungen will Ruth Marcus die Gattung Hund mit ihren Fotografien emanzipieren. Wie sie das schafft, erklärt die Fotografin: "Bei meiner Arbeit brauche ich eine Mischung aus Nähe und Distanz." Die Nähe ergebe sich aus der Liebe und Bewunderung, die Distanz aus dem Bewusstsein der Andersartigkeit und dem Respekt davor", sagt die studierte Medizinerin, die sich nach einigen Zwischenstationen der Tierfotografie zugewandt hat.

Eindrucksvolle Charakterstudien sind bei der fotografischen Suche nach dem Hund, dem unbekannten Wesen, entstanden. Verspielt, angriffslustig oder als Knautschzone aus Fell kommen die Tiere daher. Rasante Schönheiten sind darunter wie Lucy aus der Rasse der "Galgo Español" oder die Dalmatiner-Hündin Stella. Freilich menschelt es auch in diesen Fotos. Das liegt einfach daran, dass Menschen auch Tiere am Ende immer mit Menschenaugen sehen. Eine echte Diva ist Töle, der weibliche Dobermann der Künstlerin, mit ihren manikürten Nägeln. Und Morpheus, der Weimeraner, der nach dem griechischen Gott des Schlafs seinen Namen trägt, hat mit seinen gekreuzten Pfoten etwas von der Ergebenheit des vom Schicksal Geprüften. Unter den abgelichteten Hunden findet sich zudem der Typ des Nachdenklichen, des Zerknirschten, des Flehenden, des Unterwürfigen und des Zärtlichen. Aber Vorsicht: Der Blick aufs Gebiss verrät: Selbst als Liebender kann der Hund seine Abstammung vom Raubtier nicht verleugnen. "Mich fasziniert, wie hier Lebewesen als Individuen dargestellt werden", begeistert sich GDKE-Chef Thomas Metz. Das fanden auch die Vernissage-Gäste, von denen einige gleich ihre vierbeinigen Lieblinge mitgebracht hatten. Die verhielten sich auffallend still angesichts der abgelichteten Artgenossen. Was ihren Kunstverstand beweist. Auch der bildkünstlerisch lebendigste Hund bleibt ein Bild.

Bis 17. September, täglich 9 bis 17 Uhr, ein Werktag in der Woche geschlossen, Telefon 0651/9941057.

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