120 Radierungen und Lithographien hat das Keramikmuseum Mettlach größtenteils aus Privatsammlungen zusammengetragen und damit einen schillernden Besuchermagneten in seine Dauerausstellung "Keravision" gesetzt. Falsch machen kann man bei den sanften bis glühenden Farben, den im Himmel schwebenden Liebespaaren, den Blumengebinden, Tieren, die sich in Illustrationen biblischer Geschichten und Mythen verbinden, freilich nichts. Zusammen mit den Infotafeln zu Leben und Werk werden hier Information und Schaulust bestens bedient. Die Ausstellung überwältigt mit dichter Hängung und Überfülle. Dass sich dabei das Auge nicht satt sieht, dafür sorgen gerade die kleinformatigen Radierungen aus den frühen zwanziger Jahren. Sie zeigen die Welt seiner russisch-jüdischen Herkunft. Fehlende Perspektive und freie räumliche Anordnung, zwei für Chagall typische Verfahren, wandeln die 1922 entstandene "Hochzeit" zur im Bildraum sich erstreckenden Erzählung. Die Spiegelung eines Kerzenleuchters verweist auf den Kopfstand der Chagallschen Figuren. Gerade diese Arbeiten, die seine Herkunft und seine Familie betreffen, leben durch die Bildeinfälle. Inmitten seiner Fabel- und Farbenwelt sind die kleinen Blätter die liebenswerten Entdeckungen. Im Vordergrund stehen seine Illustrationen zur Bibel, seine Serie zur Liebesgeschichte von Daphnis und Chloe, zum Zirkus, zu den Fabeln von la Fontaine, Paris oder Arabischen Nächten, in denen die von Chagall vertrauten Motive und seine intensive Farbigkeit Einzug gehalten haben. Seinem aus Anteilen von Kubismus, Orphismus und Fauvismus entwickelten Stil ist er stets treu geblieben. Seine Welt blieb heil und wirbelte alle Unbill fort. Bis 29. Mai. Mo bis Fr 9 - 18.30 Uhr. Sa, So 9.30 - 16 Uhr. Adresse: Saaruferstraße, Mettlach, Info: (06864) 811294.