Schauspielerin Hannelore Elsner erzählt aus ihrem Leben

Die "Unberührbare" berührt die Leser: Hannelore Elsner, eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, hat "Im Überschwang" ihre Memoiren geschrieben und gewährt darin Einblicke in ein Leben voller Triumphe und Krisen.

Sie ist ein Glückskind, die Hannelore: Eine weiße Schleife im Haar kontrastiert bestens zu den braunen Locken, die dunklen Augen blitzen vor Lebensfreude, während der drei Jahre ältere Manfred sie fest an der Hand hält. Doch dann wird der Bruder Opfer eines Tieffliegerangriffs. Als auch der Vater stirbt, ist das Mädchen gerade einmal acht Jahre alt und "eigentlich verloren". In ihren Erinnerungen berichtet die bekannte Schauspielerin Hannelore Elsner freimütig von dunklen Momenten und von Sternstunden ihres Lebens - und dies "Im Überschwang" der Gefühle.
Die 1942 im oberbayerischen Burghausen geborene Mimin, die seit 50 Jahren im Rampenlicht steht, sich zunächst mit harmlosen Unterhaltungsfilmen ("Freddy unter fremden Sternen") empor arbeitet, dann aber mit großen Charakterrollen ("Die Unberührbare") glänzt, ist ein emotionaler Mensch. So sind denn auch ihre Memoiren mit erfrischender Spontaneität und konfusem Charme geschrieben.
Mal in chronologischer Reihenfolge, mal assoziativ erzählt Elsner von einer Frau, die früh erwachsen werden musste, stets unabhängig blieb, dennoch aber stets von Liebesverlangen und der unstillbaren Sehnsucht nach einem Zuhause getrieben wurde. Zwei Mal war sie verheiratet - erst mit dem Schauspieler Gerd Vespermann, später mit dem Dramaturgen Uwe Carstensen. Mit dem Regisseur Alf Brustellin verband sie eine tiefe Liebe, mit Regisseur Dieter Wedel hat sie einen Sohn.
Dem Produzenten Bernd Eichinger blieb sie auch nach Ende ihrer Beziehung bis zu dessen Tod im Januar dieses Jahres verbunden.
Elsner erzählt aber auch davon, wie sie zufällig ins Filmgeschäft hineingerutscht ist, nachdem sie auf der Straße entdeckt wurde. Ihre Filmfirma schickte sie zunächst in Schnulzen vor die Kamera, bezahlte dafür die Schauspielschule. Ihr erster guter Kinofilm war 1963 "Die endlose Nacht" von Will Tremper. Danach folgen weitere beachtenswerte Kinoproduktionen, Theaterengagements und Fernsehauftritte. Sie war in mehreren Folgen von "Tatort" zu sehen, sie schlüpfte zwölf Jahre lang in die Rolle der "Kommissarin", jener bedächtigen ARD-Ermittlerin, die stets in Lederjacke und Stöckelschuhen zum Ort des Verbrechens schritt.
Während andere Schauspielerinnen im reifen Alter an Format verlieren, läuft Elsner da erst zur Hochform auf. Ungeliftet hält sie ihr Gesicht in die Scheinwerfer und spielt, was das Zeug hält. Sie glänzt im Jahr 2000 als "Unberührbare", dann, zwei Jahre später, als alternde Schauspielerin in "Mein letzter Film". Sie brilliert in der Komödie "Alles auf Zucker" (2004), im Jahre 2007 in einer Neuverfilmung von "Krieg und Frieden" und ein Jahr später als Trudi in "Kirschblüten - Hanami". Im Rückblick weiß Elsner nicht, wie sie das "hingekriegt" hat, vor allem jene Zeit, "in der man alles sein will", die beste Geliebte, Ehefrau, Mutter, Schauspielerin, Geldverdienerin. Man verliere sich nicht, "wenn man bei sich bleibt, wenn man sein inwendiges Mädchen nicht verhungern und verdursten lässt".

Hannelore Elsner: Im Überschwang. Aus meinem Leben, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 320 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-4620-4230-6

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