Schlecht kopiert: Erstaufführung des Musicals "La belle bizarre du Moulin Rouge"

Trier · Flach und oberflächlich ist das Musical "La belle bizarre du Moulin Rouge" in der Trierer Europahalle dahergekommen. Zahlreiche Stühle blieben trotz Broadway-Darstellerin Anna Montanaro leer.

 Anna Montanaro konnte zwar überzeugen, der Gesamteindruck blieb jedoch zwiespältig. TV-Foto: Hermann Pütz

Anna Montanaro konnte zwar überzeugen, der Gesamteindruck blieb jedoch zwiespältig. TV-Foto: Hermann Pütz

Robbie Williams' "Let me entertain you", David Bowies "Heroes", Nirvanas "Smells like teen spirit" - wer kennt sie nicht? Weltberühmte Hits, die die musikalische Grundlage für das Musical "La belle bizarre du Moulin Rouge" bilden. Die zu einem Drittel abgetrennte, immer noch 750 Gäste fassende Trierer Europahalle ist am Samstagabend dennoch nur mit rund 400 Besuchern gefüllt - inklusive geladener Gäste zur Erstaufführung sowie Freikartenbesitzer.

Basierend auf Baz Luhrmanns Film "Moulin Rouge" (2001, mit Nicole Kidman und Ewan McGregor) haben Ulrich Gerhartz (Produktion) und Christian von Götz (Regie) das Tournee-Musical kreiert. Doch während Luhrmann in die bunte, kitschige, illusionäre Unterwelt des Pariser Varietés "Moulin Rouge" entführt, wirkt das Musical stark bemüht.

Die im Film dramatische Geschichte der Courtisane Fatime und des mittellosen Schriftstellers, an deren Ende Fatime an Schwindsucht stirbt, ist die Geschichte von wahrer Liebe in einer Welt, in der Liebe für Geld verkauft wird.

Während im Film die Kulthits sinnvoll eingesetzt werden und grandios mit der Geschichte verschmelzen, ist die Handlung im Musical kaum zu erkennen.

Grund: der Verzicht auf gesprochene Dialoge, der dazu führt, dass schlechte deutsche Texte katastrophal auf die berühmten Melodien übertragen werden. Auf Queens "The show must go on" heißt es deshalb am Samstagabend "Ich bleibe hier, ich bleib bei ihr". Da würde sich Freddie Mercury wohl im Grab umdrehen... Das bunte Lichtgeflacker und die nach Karneval aussehenden Kostüme der Tänzerinnen haben zudem nur wenig mit der erotisch-explosiven Atmosphäre des berühmten "Moulin Rouge" gemein. Und auch die Sänger - technisch schlecht ausgepegelt - überzeugen nur bedingt.

Einzig Hauptdarstellerin Anna Montanaro ragt heraus. Die ausgebildete Stimme der am Broadway bekannten Musical-Darstellerin fällt in dem Ensemble aus der Reihe.

Gesanglich akzeptabel präsentiert sich immerhin noch Hauptdarsteller Jesper Tydén in guten Szenen, in denen er mit Elton Johns "Your Song" die Courtisane von der wahren Liebe überzeugen möchte, diese jedoch mit Madonnas "Material Girl" und Marilyn Monroes "Diamonds are a girl's best friend" den finanziellen Wert von Liebe betont.

Wirklich unterhaltsam hingegen zeigt sich Markus Streubel, der in seiner Rolle des Toulouse-Lautrec vollkommen aufgeht. Der Unterhaltungswert des Musicals - wahrscheinlich nur teils gewollt - ist dennoch hoch, denn der Wiedererkennungswert der Musik ist natürlich gegeben. Aber der zunächst schwache Applaus, der sich erst bei Montanaro steigert, beweist: Es reicht halt leider nicht, einen Kulthit an den anderen zu reihen - selbst bei Titeln wie Gloria Gaynours "I will survive", Stings "Roxanne" oder "We are family" von Sister Sledge.

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