Schlicht schön: Meike Garden singt Liebeslieder

Trier · Da ist der Trierer Musikszene ein schöner Paradiesvogel zugeflogen: Meike Garden, Sängerin und Songwriterin mit hessischen Wurzeln, hat in den vergangenen beiden Jahren ihre Zelte an der Mosel aufgeschlagen. Resultat der privaten und künstlerischen Liaison: eine mehr als hörenswerte CD.

Trier. Der Titel kommt mit ziemlichem Understatement daher: "Meike Garden singt eigene und internationale Songs". Das war\'s. Schlichter geht es kaum. Aber auch nicht passender. Denn die elf Lieder, die die 39-Jährige in Luxemburg eingespielt hat, kommen ebenso schlicht wie schön aus den Lautsprechern.
Eine samtig-klare, von Larmoyanz freie Stimme, dazu die Klavierbegleitung ohne Schmus und Flitter: Die Eine-Frau-Show von Meike Garden klingt sehr gelassen, ohne jede Übertreibung, eingespielt von jemandem, der sich und anderen nichts beweisen muss, der offenbar ganz bei sich angekommen ist.
Wie lang der Weg war, ist nur noch einer kleinen Fußnote zu entnehmen, die darauf hinweist, dass die Sängerin einst am Eurovision Song Contest teilgenommen hat. Das ist 25 Jahre her, damals nannte sie sich Maxi und landete im Duett mit ihrer Mutter Chris in Dublin auf Platz 14.
Das ist ein Teil ihrer Biografie, mit ihren musikalischen Aussagen von heute hat es nichts mehr zu tun. Garden interpretiert elf sehr unterschiedliche Liebeslieder - eine, wie es scheint, radikal persönliche Auswahl. Adeles "One and Only" ist darunter, Zuccheros "Hey Man", Katie Meluas "Closest Thing to Crazy" oder "Ne partez pas sans moi", mit dem Celine Dion als Grand-Prix-Siegerin ihre Weltkarriere startete.
Meike Garden versucht nicht, den Originalen den Rang abzulaufen. Sie sucht eher den Kern, reduziert die Songs auf das Wesentliche. Bemerkenswerterweise gelingt das sogar bei Preziosen wie Édith Piafs "Hymne à l\'amour". Da entwickelt die Sängerin einen unüberhörbar eigenen Zugriff, drückt den Liedern ihren individuellen Stempel auf - und stellt mit dem einzigen deutschen Titel, "Lieb\' ich dich zu leise?" die Frage, warum eine große Songwriterin wie Ulla Meinecke nie über den Geheimtipp-Status hinausgekommen ist.
Am meisten staunt man freilich darüber, dass Gardens Eigenkompositionen gegen dieses Song-Feuerwerk ohne weiteres bestehen können. "Just Your Voice" zeigt eine Sängerin mit wunderbarem Timing im Umgang mit den Worten, "Café noir" und "Little Mae" sind pures Kopfkino, hinter dessen Leichtigkeit die Melancholie hervorlugt, "Indigo Hour" geht ans und ins Herz.
Schwächen? Na ja, für Smokey Robinsons "You Really Got a Hold On Me" fehlt es der Interpretin etwas an Rhythm und an Blues. Und bei den französischen Titeln wäre an der Aussprache der Vokale noch zu feilen. Peanuts. Unterm Strich: ein starkes Stück Musik.
Dieter Lintz

CD ab sofort im Handel und als Download bei Amazon. Infos: www.meikegarden.com. Aktuell stehen zwei Auftritte in der Region auf dem Programm: Am 1. September, 16 Uhr, auf Burg Grimburg bei den Saar-Hunsrück-Literaturtagen, und am 7. September, 20 Uhr, bei Show, Music & Fashion" im Eventum Wittlich.

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