Geschichte Geheimnisvolle Post aus dem Mittelalter

Malberg · Ein anonymer Absender hat kostbare historische Dokumente über die Geschichte des barocken Schlosses Malberg in der Eifel an dessen heutigen Eigentümer, die Verbandsgemeinde Bitburger Land, geschickt. Darunter eine 650 Jahre alte Handschrift auf Pergament. Die überraschende Post könnte helfen, manches Geheimnis zu lüften.

 Das Cover des in diesem Jahr erschienenen Bildbands.

Das Cover des in diesem Jahr erschienenen Bildbands.

Foto: Förderverein Schloss Malberg

Das Päckchen, das am 18. Februar 2021 anonym bei der Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Bitburger Land einging, hatte es in sich: 37 alte Dokumente, darunter jahrhundertealte  Handschriften, zeugen von der langen Geschichte des Schlosses Malberg über dem Kylltal. Zum Teil wusste niemand von ihrer Existenz. Daneben lag auch ein Brief, wie Karl Solchenbach, aktives Mitglied im Förderverein Schloss Malberg, dem TV erzählt. Eine unbekannte Person erkläre in dem Begleitschreiben, „dass diese Dokumente 1946 oder 1947 einem auf Schloss Malberg weilenden Gast und Bekannten der damaligen Besitzerin überlassen worden seien, um sie vor einer befürchteten Vernichtung zu bewahren“. Vielleicht habe der Gast Sorge gehabt, dass die dort einquartierten französischen Besatzungssoldaten die Unterlagen konfiszieren würden. Jedenfalls sei der damalige Empfänger der Dokumente nun verstorben und der (unbekannte) Absender wolle die Unterlagen zurück an die Eigentümerin von Schloss Malberg, die VG Bitburger Land, geben.

Was tun mit solch einer Post? Die Jahrhunderte alten Dokumente zu lesen, ist gar nicht so einfach. Bürgermeister Josef Junk schaltete die Vorsitzende des Fördervereins Schloss Malberg, Inge Solchenbach, ein, die wiederum nach einer ersten Sichtung das Kreisarchiv in Bitburg informierte. Zwei Experten ist es dann gelungen, die Dokumente zu entschlüsseln, wie Karl Solchenbach berichtet: dem Leiter des Kreisarchivs, Georg von Schichau, und dem Bitburger Stadtarchivar Dr. Peter Neu. Sie hätten sowohl den Inhalt der Urkunden als auch ihr Alter bestimmen können.

Was war in dem Päckchen? Ans Tageslicht kam das Original einer Urkunde von 1706, in der der Übergang der Herrschaft Malberg an die Familie von Veyder, der bereits 1615 begonnen hatte, endgültig geregelt wurde. Bisher war nur eine Kopie dieser Urkunde in einem Archiv in Nancy bekannt. Ein weiteres Dokument enthielt eine Musterungsliste der Malberger wehrfähigen Bevölkerung aus dem 30-jährigen Krieg, „ein seltenes Dokument und eine interessante Quelle für Historiker“, wie Solchenbach erläutert. Das älteste Dokument ist ein Treuebekenntnis eines Johann Bertwych, der sich zu lebenslangem Dienst für Wilhelm von Malberg bekennt. Es ist datiert auf das Jahr 1362, auf Pergament geschrieben und trotz seines Alters von mehr als 650 Jahren „hervorragend erhalten“.

Dieser überraschende Fund von historischen Dokumenten zu Schloss und Herrschaft Malberg setzt die Reihe früherer Funde aus den Jahren 2018 bis 2020 fort. Damals wurde zum Beispiel das bisher verschollen geglaubte Testament des Weihbischofs Johann Werner von Veyder (+1723) aufgefunden, ebenso eine Inventarliste der Gemälde von Schloss Malberg aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. „Diese und andere Archivunterlagen führten dazu, dass die Geschichte des Schlosses teilweise umgeschrieben werden musste“, erklärt Solchenbach, der auch Teile eines in diesem Jahr erschienenen reich bebilderten Buchs über Schloss Malberg geschrieben hat (der TV berichtete). Das Werk des Fördervereins beleuchtet in verständlich geschriebenen Kapiteln die Architektur der Schlossanlage mit ihren Gärten, seine Geschichte und die ihrer Besitzer sowie in einem spannenden Exkurs die Eisenverhüttung in Malberg sowie den dortigen Hopfenanbau.

Was passiert nun mit den neuen Dokumenten? Die Schriften werden durch das von Archivar Georg von Schichau erstellte Findbuch erschlossen und im Kreisarchiv Bitburg-Prüm dauerhaft gelagert. Dort konnten sie nun mit den anderen Malberger Archivalien, wozu auch eine Leihgabe der Familie von Veyder aus Österreich gehört, zusammengeführt werden. Damit verfügt das Kreisarchiv über einen umfassenden Archivbestand der Herrschaft Malberg, der in diesem inhaltlichen und zeitlichen Umfang (14. bis 20. Jahrhundert) selten ist und für weitere historische Forschungen zur Verfügung steht.

Das aufwendig und optisch ansprechend gestaltete Buch „Schloss Malberg. Das Barockjuwel in der Südeifel“ kostet 29 Euro und ist erhältlich bei den Buchhandlungen Eselsohr in Bitburg und Stephanus in Trier, bei den Tourist-Informationen in Bitburg und Kyllburg sowie direkt beim Förderverein (E-Mail an foerderverein@schloss-malberg.de).

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