Schmerzfrei und engagiert

Trier · Atze Schröder, ein Urgestein unter Deutschlands Komödianten, hat am Donnerstag in der ausverkauften Trierer Europahalle sein neues Programm "Schmerzfrei" präsentiert. Dabei erntete er Lachsalven und euphorischen Beifall des Publikums.

Trier. Atze Schröder braucht nicht viel Schnickschnack für sich und sein neues Programm "Schmerzfrei" in der komplett ausverkauften Trierer Europahalle. Ein paar bunte Scheinwerfer, eine Nebelmaschine, eine Fahne mit seinem fiktiven Familienwappen im Hintergrund, ein Mikrofon, das ist alles.
Der Mann selbst verschmilzt mittlerweile so sehr mit seiner Kunstfigur, dass selbst die alberne Minipli-Perücke und seine getönte Pilotenbrille authentisch wirken. Kein Wunder, dass er aus seinem richtigen Namen und seinem Privatleben ein Geheimnis macht. Seit über 15 Jahren ist er als - mittlerweile nicht mehr so prolliger - Atze Schröder aus dem Ruhrpott auf den Bühnen und in den Privatsendern der Republik unterwegs, ein Dinosaurier der Comedyszene. Einer, der jedoch schon mehrere Eiszeiten und Meteoriteneinschläge überlebt hat.
Ungebrochen ist sein Erfolg, die Fans aus Trier und der Region sind begeistert von seinem neuen Programm "Schmerzfrei". Das präsentiert er in Trier als "warm up"; will heißen: Er testet es vor dem Start der eigentlichen Tournee in den großen Hallen. Das merkt man an einigen Stellen, er verhaspelt sich noch, einige Gags sitzen noch nicht, einige werden es wohl - weil es besser ist - nicht ins endgültige Programm schaffen.
Gags für die Tonne


Die Geschichte von der Porsche-Probefahrt, die im Essener Baldeney-See endet, kann er getrost in die Tonne treten, um im Jargon zu bleiben. Andere Gags machen Spaß - Jana und Tibor aus Biebelhausen meinen: "Klasse, aktuell, witzig, überhaupt nicht langweilig." Wenn Atze schlüpfrig wird, ist es lustig, nicht peinlich, er hat sich eine schöne Naivität bewahrt und kommt im besten ungekünstelten Ruhrpott-Slang gut rüber.

Die üblichen Verdächtigen, Westerwelle, zu Guttenberg und Beckenbauer, werden durch den Kakao gezogen: "Die FDP wäre froh, wenn sie - wie Amy Winehouse - 4,5 Promille gehabt hätte." Ganz Profi, spielt er mit dem lokalen Publikum, lobt die vermeintlichen Liebeskünste der Trierer Hausfrauen, da johlt und pfeift das Publikum. Auch seine Anmachsprüche haben ihren eigenen Charme: "Hallo, bin da, es kann losgehen."
Titel ist Programm


Natürlich streut er bekannte, krachende Kalauer in sein Programm ein, das Allermeiste ist jedoch Atze original, nicht immer originell, aber meistens treffend. Wie die Geschichte von den 72 Jungfrauen, die einen islamistischen Selbstmord-Attentäter im Himmel erwarten sollen: "Verträgt der keine Kritik, wat soll denn der mit denen? Die können ja noch nix, dat is doch Arbeit!" Dass Engländer sich ungeschützt der prallen Sonne aussetzen, weil sie Hautkrebs für ein Sternzeichen halten, ist auch grenzwertig böse, eben dem Tourneetitel entsprechend "Schmerzfrei".
Lobenswert ist Schröders Engagement für ein Krankenhaus in Afrika, die 500 000 Euro, die er in der Quizshow "Wer wird Millionär" gewonnen hatte, sind in ein Krankenhaus in Ghana investiert worden. Darum kümmert er sich nach wie vor. Wenn er davon erzählt, ist es still im Saal, heitere Ernsthaftigkeit macht sich breit. Schön!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort