Schmusebarde mit Bartkoteletten

London. (dpa) Es sind immer dieselben Dinge, die bei Engelbert für Verwirrung sorgen. Etwa der Name: In Deutschland und in Österreich heißt er Engelbert, im Rest der Welt Engelbert Humperdinck und in Wahrheit Arnold Dorsey. Am Dienstag wird der Schlagersänger 70 Jahre alt.

Die Sache mit dem Namen lässt sich einfach klären. Geboren wurde Engelbert am 2. Mai 1936 als Arnold George Dorsey im indischen Madras, das damals noch zum britischen Imperium gehörte. Der Vater war Ire und diente in der britischen Armee, die Mutter war Deutsche. Mit 17 Jahren nahm der Junge erstmals an einem Gesangswettbewerb teil, dann tingelte er als "Gerry Dorsey" durch die englischen Klubs. Mit Anfang 20 zog er der Karriere wegen in die USA. Dort legte sich Dorsey seinen Künstlernamen zu - in Erinnerung an einige Kinderlieder, die ihm die Mutter vorgesungen hatte. "Ich habe einen Namen gesucht, der nicht zu gewöhnlich klingt. Da ich halber Deutscher bin, entschied ich mich dafür, den Namen des deutschen Komponisten Engelbert Humperdinck anzunehmen." Humperdinck (1851-1926) schrieb die Märchenoper "Hänsel und Gretel", aus der sich Klassiker wie "Ein Männlein steht im Walde" bis heute gehalten haben. Als Humperdinck Nummer zwei die ersten Hits hatte, handelte er sich wegen des angenommenen Namens eine Klage der Komponistenfamilie ein - der Grund, warum er sich hier zu Lande nur Engelbert nennen darf. Der Weltkarriere schadete das nicht. Mit der Ballade "Release me" verdrängte er 1967 die Beatles ("Strawberry Fields Forever") von Platz eins der US-Charts. Es folgten Hits wie "Quando quando" oder "Am I that Easy to Forget". 68 Gold- und 32 Platin-Alben sind es bis heute geworden. Als "King of Romance" begeisterte Engelbert vor allem weibliche Fans. Mehr als 200 Bühnenshows pro Jahr waren keine Seltenheit. Dabei gehörte es zum Standard, dass ihm BHs und Slips um die Ohren flogen. In Las Vegas lernte er Elvis Presley kennen. "Ich war einer der ersten, die in den 70ern Koteletten trugen. Elvis fand das cool und hat sich prompt auch welche wachsen lassen. Kurz darauf ist er auch in Lederklamotten aufgetreten. Aber das war okay, wir waren gut befreundet." Trotz einiger Ausflüge in Richtung Rock, Gospel oder Swing - Humperdinck war eher auf Schmusesongs festgelegt. Vor einigen Jahren hatte er jedoch auch mit dem untypischen "Lesbian Seagull" ("Lesbische Möwe") aus dem Kinofilm der beiden MTV-Figuren Beavis und Butthead Erfolg.

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