Schöne Helena setzt Akzente

Als ausgesprochen unterhaltsames Experiment entpuppte sich der Jacques-Offenbach-Mix "Helena in der Unterwelt" im Grand Théâtre Luxemburg. Die Koproduktion mit der Oper Brüssel wurde vom Publikum gefeiert.

Luxemburg. (DiL) Dass man Opern konzertant aufführt, ist durchaus Standard. Bei Operetten ist der Verzicht auf die szenische Seite dagegen eher ungewöhnlich. Dass es trotzdem funktionieren kann, beweist Charlie Degottes Einrichtung von Offenbachs "Schöner Helena" unter Mithilfe von "Orpheus in der Unterwelt" und der "Großherzogin von Gerolstein".

Das hat mit der unkonventionellen Einrichtung des Brüsseler Künstlers und Regisseurs Charlie Degotte zu tun. Rahmenhandlung und Dialoge erscheinen als pfiffige, ironische Comic-Sprechblasen hinter den Sängern, die vorne wie bei einem normalen Konzert am Bühnenrand stehen. Es wird mit reichlich Augenzwinkern agiert, manchmal fast pantomimisch, und die auch schauspielerisch souveränen Solisten entwickeln mit wenigen Gesten und Bewegungen aus dem Stehtheater eine überaus lebendige Handlung.

Dabei verbinden sich aktuelle Anspielungen raffiniert mit ironischen Anmerkungen zur griechischen Sagenwelt. Wer weder des Französischen noch des Flämischen mächtig ist, verpasst da freilich einiges, wird aber mit einer feinen musikalischen Leistung entschädigt. Dame Felicity Lott bestätigt in der Titelrolle ihren legendären Ruf als kongeniale Besetzung für die Offenbach-Heldinnen, muss aber den sängerischen Lorbeer mit der brillanten jungen Anne-Catherine Gillet teilen. Unter den Herren ragt der geschmeidige Tenor von William Burden (Paris) heraus, überzeugt der kraftvolle Menelaos von Yves Saelens, erfreuen die luxuriös besetzten Werner van Mechelen, Gilles Cachemaille und Marcel Vanaud auch in kleineren Partien, setzt der Schauspieler Patrick Waleffe als Seher Kalchas heiter-kuriose Akzente. Chor und Orchester der Brüsseler Oper begeistern unter der Leitung von Patrick Davin mit einem leichten, flotten, aber präzisen Offenbach, der jeglichen Trend zur Kirmes-Musik meidet.

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