Schöner Klang, vielseitiges Repertoire
Eine ungewöhnliche Besetzung aus Vibraphon, Stimme und Kontrabass, dazu ein breit gefächertes Repertoire, das sich aus Jazzstandards bis Opern-Arien speiste, machten ein Jazzkonzert von Wolfgang Lackerschmid, Stefanie Schlesinger und Martin Simon in der Trierer Tufa zum reizvollen Erlebnis. Der Jazzclub Eurocore hatte dazu eingeladen.
Trier. Zusammen mit Attila Zoller war der Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid, zu dessen Wegbegleitern auch Chet Baker gehörte, vor fünfzehn Jahren schon einmal zu Gast in Trier.
Von Eigenkompositionen bis Opern-Arien
Jetzt gab es ein Wiedersehen mit ihm in Trio-Formation mit der Sängerin Stefanie Schlesinger und dem Bassisten Martin Simon, der für den eigentlich angekündigten Thomas Stabenow eingesprungen war. Die drei brachten eine Art kammermusikalischen Jazz-Liederabend auf die Bühne, der durch den gefälligen melodischen Zusammenklang des glockenähnlichen Vibraphons mit der glasklaren, silbrigen Stimme von Stefanie Schlesinger und dem Volumen und Tiefe gebenden Bass von Martin Simon ebenso bestach wie durch sein Repertoire.
Interessante Musikmischung
Das umfasste Eigenkompositionen, aus Broadwaymusicals stammende Melodien des American Songbook, zum Beispiel "Cant help loving this man" aus "Showboat", Jazzstandards wie "Youd be so nice" von Cole Porter, aber auch Eigenbearbeitungen von Lyrik Brechts oder Rilkes sowie Opern-Arien.
Besonders Letzteres fand großen Anklang, denn dem Trio gelang es, die klassischen Kompositionen von jedem Schwulst zu befreien, den zeitlosen Kern herauszuschälen und in neuem Arrangement ganz modern zu präsentieren. Eine Arie aus Samson und Delila mit Rumba-Rhythmus kam auf diese Weise wie eine Mischung aus aktuellem französischen Chanson und der ganz offensichtlich der gleichen Oper entliehenen Filmmelodie von "Raumschiff-Enterprise" herüber.
Was immer der mit temperamentvoller Leichtigkeit spielende, gerne in südamerikanischen Rhythmen fischende Lackerschmid, Schlesinger mit ihrer sicheren, in Höhe und Tiefe sehr variablen, hörbar klassisch ausgebildeten Stimme und der agile Bassmann Simon vertonten, klang luftig und perlend. Auch Lyrikvertonungen gerieten trotz eines Hauchs von Melancholie alles andere als kopflastig.
Grenzen ohne Bedeutung
Das Bemerkenswerteste am Konzert war, dass Grenzen bedeutungslos wurden. Denn die Musiker warfen ursprüngliche Kontexte einfach über Bord und bewiesen damit, dass qualitativ gute Kompositionen zeitlos und genre-unabhängig Bestand haben.