Schräge Hochzeit im Schtetele

Ettelbrück · Eine bunte und unkonventionelle Show hat der Circus Klezmer im Ettelbrücker Kulturzentrum Cape gezeigt. Durch die Fusion von Klezmermusik und Akrobatik gelang es der Truppe, Jung und Alt für eine vollkommen neue Form der Zirkuskunst zu begeistern.

 Akrobatin Teresa Sanjuan begibt sich in schwindelerregende Höhen. Foto: Laura Reti

Akrobatin Teresa Sanjuan begibt sich in schwindelerregende Höhen. Foto: Laura Reti

Ettelbrück. Erfinder des frischen Konzepts mit Klezmermusik und Akrobatik ist Adrian Schvarzstein, der als Clown und Regisseur sowohl in der Zirkus- als auch in der Theaterwelt zu Hause ist. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass der Macher von Circus Klezmer mit den traditionellen Zirkusklischees bricht und stattdessen eine Symbiose von Schauspiel, Musik und Artistik wagt. Durch die Einbettung eindrucksvoller Jonglierdarbietungen, virtuoser Hochseilkunststücke und atemberaubender Trapeznummern in eine amüsante Rahmenstory wirkt das Gesamtprogramm lebhaft und unterhaltsam.
Thematisch geht es um die Vorbereitung eines jiddischen Hochzeitsfestes. In Anbetracht der durch die Bank schrägen Charaktere auf der Bühne, die sich in einem undefinierbaren Kauderwelsch aus nur vage erkennbaren spanischen und jiddischen Brocken mal anbrüllen, mal liebevoll anflirten, ist es wenig erstaunlich, dass es ständig zu witzigen Verwechslungen, hysterischen Streitereien und anderweitigen prekären Situationen kommen muss.
Teils im Hintergrund, teils solistisch hervortretend, untermalt eine traditionelle Klezmerband diese schrille Szenerie.
Vom Publikum auf die Bühne


Doch nicht nur die Klezmerklänge laden das Publikum dazu ein, klatschend, leise mitsingend und sich auf den Theatersitzen im Takt wiegend am bunten Geschehen teilzunehmen. Eine weitere Besonderheit des Konzepts besteht darin, dass die Grenze zwischen Publikum und Zirkusbühne systematisch überschritten wird: So wird so mancher Zuschauer gleich mehrfach vom Dorfclown (alias Adrian Schvarzstein) auf die Bühne zitiert und "darf" - mal zum Playback der echten Geigerin fiedelnd, mal mit einer sich lasziv räkelnden Akrobatin auf dem Schoß, am regen Dorfleben des "Schtetele" teilnehmen.
Mitmachtheater kann nachweislich anstrengend sein, und die Hartnäckigkeit der insgesamt fünf Clowns, die mal Handtaschen verschleppen, mal Kohlblätter, Gemüsereste und Salat in den Zuschauerraum werfen, ist zwar witzig, aber auf Dauer auch etwas ermüdend.
Trotzdem geben die Zuschauer mit ihrem herzlichen Lachen, zahlreichen Applauseinlagen und Standing Ovations am Ende dem Konzept von Circus Klezmer recht und bedanken sich für einen großartigen und unvergesslichen Abend.

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