Schubert in der Jetztzeit: Artemis Quartett spielt in der Philharmonie

Luxemburg · Ein Abend der Glücksmomente: Etwa 300 Zuhörer bejubelten in der Luxemburger Philharmonie die Berliner Musiker des Artemis Quartetts.

Luxemburg. Wer noch immer meint, Kammermusik sei elitär oder etwas für Senioren - das Konzertpublikum könnte einen das manchmal glauben machen - der sollte das Artemis Quartett hören. In der Luxemburger Philharmonie bestätigte das Ensemble aus Berlin, was für eine hochmoderne Ausdrucksform Kammermusik ist.
Wie im wahren Leben geht es dort zu. Soll heißen, jeder ist für sich selbst verantwortlich und für das Gelingen des Ganzen. Kammermusik ist zudem ein großartiges Experimentierfeld, auf dem Risikofreude und Innovationsgeist gefragt sind. All das war in Luxemburg eindrucksvoll zu erleben. Mit ihrer Dialogkultur, ihrem Willen zu Präzision und scharfer Analyse, zu denen sich Empfindsamkeit und ein feiner Sinn für Melodie gesellten, bescherten die Musiker ihrem Publikum ein großartiges Hörerlebnis. Dabei musizierte das Quartett mit ansteckender Spielfreude und Lust am ausdrucksvollen Klang. Mit Joseph Haydns zukunftsweisendem Streichquartett in D-Dur, op. 76, Nr. 5 gerieten Abend und Klassik in Bewegung. Papa Haydn ade!
Natalia Prishepenko mit ihrer herrlichen Geige musste sich eingangs noch etwas einspielen. Eckart Runge am Cello sorgte präsent und packend für Tempo und Rhythmus. Einem gespenstischen Klanggemälde aus dem Geisterreich der Seele glich Henri Dutilleux\' "Ainsi la nuit".
Zum Schluss: Franz Schuberts Streichquartett Nr. 13 a-Moll (Rosamunde). Die Musik könne aus dem tiefsten Innersten hervorholen und hörbar machen, was keine Sprache vermöge, hatte am Tag zuvor Heinz Holliger in der Philharmonie festgestellt. Mit Schuberts Streichquartett bestätigten die Musiker seine Worte aufs Eindringlichste. Subtil hielten sie die Balance zwischen Trauer und Heilssehnsucht, zwischen gellender Verzweiflung und zaghafter Hoffnung. Ein Glücksmoment das Menuetto: Das Cello formulierte dunkel und ernst eine Frage. Die Geigen antworteten mit einer leisen Ahnung. Das ist Schubert - angekommen im 21. Jahrhundert. er

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