Schumann zum Verlieben schön

BERNKASTEL-WEHLEN. Mit dem französischen Quatuor Ébène hatten die Mosel Festwochen ein Ensemble der Spitzenklasse zu Gast. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, die nicht nur erfüllt, sondern an manchen Stellen übertroffen wurden.

Frankfurt, Wiesbaden und Köln gehören eigentlich nicht direkt zum Einzugsgebiet der Mosel Festwochen, diese Städte haben ihre eigenen Festivals. Wenn trotzdem Konzertbesucher die weite Anfahrt auf sich nehmen, um Veranstaltungen an der Mosel zu besuchen, dann spricht das für den Veranstalter und natürlich für die Ausführenden. Das französische Streichquartett "Quatuor Ébène" war mit seinem Konzert im Kloster Machern solch ein Magnet, der das Publikum an die Mosel zog. Die Frage an diese Besucher, ob sich die Anreise denn gelohnt habe, erübrigte sich. Was bei Kammerkonzerten nicht so häufig vorkommt, war in Machern der Fall: Mit Applausstürmen und lautstarken Bravos wurden die Geiger Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure, der Bratschist Mathieu Herzog und der Cellist Raphaël Merlin verabschiedet. Schon zur Pause konnte man nach Maurice Ravels Streichquartett F-Dur davon sprechen, dass der Abend großartig war. Sie lieferten eine überaus glückliche Symbiose aus energiegeladenem Spiel, dem es nie an Subtilität fehlte, das jede von Ravel festgehaltene Gefühlsregung aufnahm und in Klang umsetzte. Was man hier erleben konnte, war eine beeindruckende Verzahnung von jugendlichem Elan mit einer musikalischen Reife, die in diesem Ausmaß nicht unbedingt zu erwarten war. Den Anfang des Abends machte Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett d-Moll, KV 421, das mit einem französischen, fast schon romantischen Zungenschlag daherkam. Nicht ganz so überzeugend, aber: c'est la vie. Quatour Ébène sollte aber noch überraschen, sollte die glanzvolle Leistung bei Ravel noch überflügeln. Dazu hatten sich die Musiker Robert Schumanns drittes Streichquartett aus Opus 41 ausgesucht. War das eröffnende Andante espressivo auch ein klein wenig eckig und kantig, spätestens ab den zweiten Satz erklang Musik, die keine Wünsche mehr offen ließ. Von der Bühne ergoss sich ein Teppich aus Wohlklang und tiefem Musikverständnis. Hier konnte man problemlos begreifen, warum diese Formation einen Preis nach dem anderen einfährt. Zum Verlieben schön gestalteten sie vor allem den kantablen dritten Satz, dass man wünschen mochte, er möge nicht aufhören.

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